Dirk Nabers

Kollektive Selbstverteidigung in Japans Sicherheitsstrategie

Hamburg: Institut für Asienkunde 2000 (Mitteilungen des Instituts für Asienkunde 326); XVI, 276 S.; 22,50 €; ISBN 3-88910-241-7
Politikwiss. Diss. Münster; Gutachter: P. Kevenhörster. - Hierzulande wurden die neuen Leitlinien zur bilateralen Verteidigungskooperation zwischen Japan und den USA (veröffentlicht am 23.09.97) wenig beachtet. Einige Passagen dieses Dokuments lassen jedoch den Schluss zu, dass Japans Aktionsradius nicht mehr nur die Landesverteidigung im engeren Sinne ist, sondern ein größerer Radius um die japanischen Inseln zum Verteidigungsbereich Japans gehört. In der Arbeit geht der Autor der Frage nach, ob dies tatsächlich auch zu einer substanziellen Ausweitung der Rolle Japans in der amerikanisch-japanischen Allianz führen wird. Hierzu entwickelt Nabers in einem langen, nicht immer besonders übersichtlichen Theorie- und Methodenteil eine Reihe von politikwissenschaftlichen und völkerrechtlichen Analysekategorien. Nach systematischer Auswertung kommt er zu dem Schluss, dass die Allianz tatsächlich auf dem Weg ist, Japan eine militärische Interventionsfähigkeit in der Region zuzuweisen. Dies ist, wenn nicht unbedingt ein Bruch, so doch eine deutliche Änderung der bisherigen japanischen Sicherheitspolitik, die sich bislang weitgehend auf die amerikanische Seite der bilateralen Allianz verlassen hat. Der besondere Wert von Nabers Arbeit liegt in der gründlichen Auswertung der japanischen Literatur - keineswegs eine Selbstverständlichkeit in Untersuchungen zur japanischen Außenpolitik. Zudem setzt der Autor sich intensiv mit den bekannten Theorien zur Erklärung der internationalen Beziehungen im Allgemeinen und der Außenpolitik im Besonderen auseinander. Seiner Meinung nach reichen die Inhalte der "politikwissenschaftlichen Großtheorien Liberalismus und Realismus [...] zu einer umfassenden Erklärung des außenpolitischen Verhaltens von Staaten nicht mehr aus. Sie müssen durch kommunikationstheoretische Elemente ergänzt werden" (231). Inhaltsübersicht: 1. Prolog: 1.1 Gegenstand: Japans neue Sicherheitspolitik; 1.2 Methode: Synthese der Analyseebenen; 1.3 Analysekategorien: Verteidigung und Sicherheit. 2. Nationaler Ratifikationsprozeß: 2.1 Recht - Art. 9 JV versus Art. 51 CVN?; 2.2 Gesellschaft - Pazifismus versus Internationalisierung?; 2.3 Parteien - Auflösung versus Kontinuität?; 2.4 Bürokratie - Strategische versus fiskalische Planung? 3. Internationaler Sanktionsprozeß: 3.1 China - Eindämmung versus Einbindung?; 3.2 Nordkorea - Assistenz versus Abkehr?; 3.3 Südkorea - Konfrontation versus Kooperation?; 3.4 Rußland - Paralyse versus Partizipation? 4. Epilog: 4.1 Rückwirkung auf das Politikergebnis; 4.2 Kollektive Selbstverteidigung und Kollektive Sicherheit; 4.3 Theoretische Einordnung.
Walter Rösch (WR)
M. A., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 4.22 | 2.68 | 2.64 Empfohlene Zitierweise: Walter Rösch, Rezension zu: Dirk Nabers: Kollektive Selbstverteidigung in Japans Sicherheitsstrategie Hamburg: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/13447-kollektive-selbstverteidigung-in-japans-sicherheitsstrategie_16111, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 16111 Rezension drucken

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