Kollaps. Warum Gesellschaften überleben oder untergehen. Aus dem Amerikanischen von Sebastian Vogel
Der Untergang beginnt immer gleich, so die Eingangsthese dieses viel beachteten Buches: Klimakatastrophen, Raubbau an der Umwelt, rapides Bevölkerungswachstum und politische Fehleinschätzungen seien dafür verantwortlich, dass Gesellschaften untergehen. Warum aber haben sich angesichts schwieriger Umweltbedingungen manche Gesellschaften als labil erwiesen, und was unterscheidet jene, die zum Untergang verurteilt waren, von den anderen, die sich erhalten konnten? Diamond entwickelt ein fünfteiliges Schema entscheidender Faktoren: Umweltschäden, Klimaveränderungen, feindliche Nachbarn und freundliche Handelspartner sowie die Reaktion einer Gesellschaft auf ihre Umweltprobleme. In 16 Kapiteln analysiert er Fallbeispiele und wendet konsequent seine Leitfrage an. Dass der Autor auch unsere modernen Industriegesellschaften an einer Wegscheide sieht, an der es auf die notwendigen politischen Entscheidungen für das Überleben ankommt, macht er von Beginn an deutlich. Unter Verweis auf Rassenunruhen und Naturkatastrophen entsteht bei ihm das Profil der Schwierigkeiten, die er meint, wenn er vom „Untergang“ redet. Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Apokalyptikern weist er im Schlusskapitel aber auf die Chancen und Möglichkeiten hin. Unter Verweis auf die Niederlande postuliert Diamond ein Bewusstsein gegenseitiger Abhängigkeit als notwendige Voraussetzung zur Abwendung des Untergangs und kontrastiert dies scharf mit der Beschaffenheit der amerikanischen Gesellschaft. Daher fordert er die Bereitschaft, „schmerzliche Entscheidungen über Wertvorstellungen zu treffen" (646). Die Hoffnung auf diese speist sich vor allem aus der Globalisierung: Diese habe solche engen Verflechtungen geschaffen, dass grobe Unvernunft und krasser Egoismus der Gesellschaften rasch und wirksam sanktioniert würden.