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Gabriela Stukenborg

Kirchenasyl in den Vereinigten Staaten von Amerika. Die Sanctuary-Bewegung in tatsächlicher und normativer Hinsicht

Berlin: Duncker & Humblot 1998 (Staatskirchenrechtliche Abhandlungen 31); 259 S.; 98,- DM; ISBN 3-428-09399-2
Rechtswiss. Diss. Freiburg i. Br.; Erstgutachter: A. Hollerbach. - Kirchengemeinden in Europa und Nordamerika besinnen sich angesichts steigender Flüchtlingszahlen und der Einschränkung des Asylrechts auf die Tradition des sogenannten Kirchenasyls, indem sie von der Abschiebung bedrohten Asylsuchenden eine Zufluchtstätte gewähren. Das kirchliche Asylrecht beruft sich auf antike hebräische Wurzeln und eine historische Entwicklung, insbesondere im anglo-amerikanischen Raum, wobei sich die Kirche als "moralisch-rechtliche Gegeninstanz zum Staat" (118) versteht. Die Ursachen für das Wiederbeleben der US-amerikanischen Sanctuary-Bewegung in den 80er Jahren sieht die Autorin nicht nur in den soziopolitischen Bedingungen Zentralamerikas sowie im Einfluß der Befreiungstheologie, sondern auch in der Außenpolitik der Reagan/Bush-Regierung. In der umfassenden Darstellung und kritischen Würdigung des amerikanischen Asylrechts wird insbesondere auf die Schwierigkeiten im Anerkennungsverfahren der durch die Sanctuaries unterstützten Flüchtlinge hingewiesen. Über die Analyse der Strafverfahren gegen Mitglieder der Bewegung verweist Stukenborg mit der Frage nach der rechtlichen Zulässigkeit von Kirchenasyl auf das Spannungsverhältnis der Religionsklauseln der US-amerikanischen Verfassung (Trennung von Kirche und Staat/Schutz der Glaubensfreiheit). Im Konflikt zwischen allgemeiner Rechtspflicht und persönlicher Gewissensentscheidung verweisen die Kirchenasylbefürworter darauf, daß ihre Aktionen durch die verfassungsmäßig verbürgte Glaubensfreiheit geschützt sei. Anhand der maßgebenden Entscheidungen des US-Supreme Court beleuchtet die Autorin somit nicht nur die rechtlichen Aspekte zum Thema Kirchenasyl, sie stellt darüber hinaus die neuere Entwicklung des amerikanischen Religionsverfassungsrechts im allgemeinen dar. Inhaltsübersicht: I. Die Sanctuary-Bewegung unter Berücksichtigung ihrer tatsächlichen Entwicklung und asylrechtlicher Aspekte: 1. Die Entwicklung der Sanctuary-Bewegung in den 80er Jahren; 2. Kausalfaktoren für die Entstehung der Bewegung; 3. Das amerikanische Asylrecht; 4. Traditionslinien. II. Die Sanctuary-Bewegung unter Berücksichtigung der "Free Exercise Clause" des 1. Amendments: 1. Das Verhältnis von Religion und Politik in den U. S. A.; 2. Die Entstehung der "Free Exercise Clause"; 3. Die Rechtsprechung des Supreme Court; 4. Die Reaktion der Landesverfassungsgerichtsbarkeit und des Kongresses auf Smith; 5. Die Ansichten der Literatur zur Auslegung der "Free Exercise Clause"; 6. Die Sanctuary-Bewegung und die Glaubensfreiheit.
Andreas Eis (AE)
Jun.-Prof. Dr., Didaktik des politischen Unterrichts und der politischen Bildung, Institut für Sozialwissenschaften Oldenburg, Fakultät I.
Rubrizierung: 2.64 | 2.23 Empfohlene Zitierweise: Andreas Eis, Rezension zu: Gabriela Stukenborg: Kirchenasyl in den Vereinigten Staaten von Amerika. Berlin: 1998, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/8354-kirchenasyl-in-den-vereinigten-staaten-von-amerika_11028, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 11028 Rezension drucken