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Gunter Geiger (Hrsg.)

Kinderrechte sind Menschenrechte! Kinderrechte in Deutschland

Opladen u. a.: Verlag Barbara Budrich 2011; 168 S.; 24,90 €; ISBN 978-3-86649-368-1
Die Bedeutung der Kinderrechte zeigt sich aktuell in der Diskussion über die religiös begründete Beschneidung von Jungen. Auch dieses Beispiel verdeutlicht, dass die Kinderrechte zumeist im Zusammenhang mit Elternrechten und der Rolle des Staates diskutiert werden. Die Autorinnen und Autoren dieses Sammelbandes, die Perspektiven aus Wissenschaft, Politik, Kirche und Zivilgesellschaft vertreten, verstehen Kinderrechte als grundsätzlich eigene Menschenrechte. Waltraut Kerber-Ganse vermittelt einen informierten sowie informativen Einblick in die UN-Kinderrechtskonvention. Katja Dörner, Marc Köster sowie Jörg Maywald plädieren für die Aufnahme von „eigenen Kinderrechten“ (47) in das Grundgesetz in Form einer expliziten Erwähnung. Dörner und Köster halten dies für unverzichtbar, um „den Rechten und Interessen der Kinder zur uneingeschränkten Geltung zu verhelfen“ (44). Erst mit dieser expliziten Erwähnung werde Deutschland seiner als Vertragsstaat der Kinderrechtskonvention zukommenden Staatsverpflichtung nachkommen können, ergänzt Maywald. In den Argumentationen der Autorinnen und Autoren drückt sich damit zumindest implizit ein Missstand im Hinblick auf die Umsetzung der Kinderrechte aus. Daher stellt sich die Frage, welche Maßnahmen jenseits der erwähnten Grundgesetzerweiterung ergriffen werden sollten. Als von zentraler Bedeutung wird in mehreren Beiträgen das Recht auf Bildung und Förderung angesehen. Michaela Lomb diskutiert dieses Thema mit Blick auf hochbegabte Kinder, deren Begabung zu häufig nicht erkannt wird. Sie fordert deshalb Lehrer dazu auf, sich intensiver mit diesen Schülern zu beschäftigen und z. B. Experten hinzuziehen. Ein weiterer Aspekt sind die Rechte von Flüchtlingskindern. Heiko Kauffmann beschreibt, dass die bisherige Praxis der deutschen Asylpolitik eine desintegrierende Wirkung entfaltet, nicht zuletzt, weil soziale Leistungen gesenkt wurden und sich in der Abschiebepraxis eine Politik von „Abschreckung und Abwehr“ (132) manifestiert. Der Autor fordert deshalb Änderungen am Asylrecht wie beispielsweise ein sicheres Aufenthaltsrecht. Das Verdienst des Bandes liegt darin, auf die Notwendigkeit von Kinderrechten aufmerksam zu machen und vielfache Defizite in Deutschland aufzuzeigen. Wie allerdings die Kinderrechte im Verhältnis zu Elternrechten und der Rolle des Staates sowohl theoretisch als auch praktisch abgewogen werden sollten, wird in diesem Band nicht vertieft.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.3 | 2.32 | 4.42 | 4.3 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Gunter Geiger (Hrsg.): Kinderrechte sind Menschenrechte! Opladen u. a.: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34332-kinderrechte-sind-menschenrechte_41207, veröffentlicht am 13.12.2012. Buch-Nr.: 41207 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken