Schmierer erkennt keinen Machtzuwachs für die USA als einzig verbliebene Supermacht nach dem Ende des Ost-West-Konflikts, sondern sieht sie den Problemen einer Welt, die ihre bipolare Ordnung abgeschüttelt hat, hilf- und ratlos gegenüberstehen. Er beschreibt die Fülle der ordnungspolitischen Probleme, die die USA zu bewältigen haben und erörtert das Paradox der seit den 60er-Jahren diskutierten „Pax americana“ (12). Diese empfindet er, wie auch die Theorie eines amerikanischen Empire, als reine Illusion. Die USA würden ihre eigenen Möglichkeiten überschätzen und die komplexen Probleme der Welt nach dem Wegfall der im Kalten Krieg tragfähigen Ordnungsmechanismen unterschätzen. Zudem bewertet der Autor die Russische Föderation als eine mit wichtigen Energierohstoffen ausgestattete euro-asiatische Zentralmacht mit Einfluss auf weite Teile Europas. Aufbauend auf seiner Analyse der Entwicklung der internationalen Gemeinschaft seit dem zweiten Weltkrieg mit speziellem Bezug auf die Ereignisse nach dem 11. September 2001 zeichnet Schmierer seine Vision des Westens. Dieser ist für ihn eine Zone, in der sich die globalen Netze am stärksten verdichten. So hätten sich in den letzten Jahrzehnten zwischen den Gesellschaften und den Staatsapparaten Routinen des Zusammenlebens und -arbeitens entwickelt, die den Zusammenhalt von den Entstehungsbedingungen im Kalten Krieg weitgehend abgekoppelt hätten. Auch die EU sieht er nicht als zukünftige Supermacht. Sie könne ihre Stärken nicht in der gleichen Weise bündeln wie ein Staat und wird von Schmierer daher eher als spannungsreiche Bürgerunion bewertet. Also keine Supermacht in Sicht!