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Bundesministerium für Justiz. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes

Keine "Abrechnung" NS-Verbrechen, Justiz und Gesellschaft in Europa nach 1945. Hrsg. von Claudia Kuretsidis-Haider und Winfried R. Garscha. Redaktion: Christine Schindler

Leipzig/Wien: Akademische Verlagsanstalt 1998; 488 S.; brosch., 49,- DM; ISBN 3-931982-06-8

Im Juni 1996 veranstaltete das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW) in Zusammenarbeit mit mehreren österreichischen Bundesbehörden und Historischen Instituten in Wien ein internationales Symposium "Entnazifizierung und Nachkriegsprozesse". Grundlage dafür waren zwei zwischen 1993 und 1998 vom DÖW durchgeführte Forschungsprojekte, "Die Verfahren vor dem Volksgericht Wien (1945-1955) als Geschichtsquelle" und "Die Nachkriegsjustiz als nicht-bürokratische Form der Entnazifizierung". Thema des Symposiums war insbesondere die Einordnung der Aufarbeitung von Nationalsozialismus und NS-Verbrechen durch österreichische Gerichte in den Kontext der europäischen Nachkriegsjustiz, und zwar nicht nur im Hinblick auf die mit dem Holocaust in Verbindung stehenden Verbrechen. Drei Schwerpunkte wurden dabei gesetzt: die Arbeit mit den Dokumenten, der interdisziplinäre Zugang zu den Gerichtsakten und der gesellschaftliche Umgang mit den Verbrechen sowie mit deren Ahndung durch die Gerichte. Aus dem Kreis der teilnehmenden Politologen, Historiker, Juristen und Archivare stammen die Beiträge des Bandes, die zum Teil mit Vorträgen zu dem Symposium übereinstimmen, zum Teil eigens für die Veröffentlichung verfasst worden sind.

Inhalt: Nachkriegsgerichtsbarkeit in Österreich: Claudia Kuretsidis-Haider: Die Volksgerichtsbarkeit als Form der politischen Säuberung in Österreich (17-24); Manfred Schausberger: Die Verfolgung von NS‑Gewaltverbrechen in Österreich (25-31); Eleonore Lappin: Die Ahndung von NS-Gewaltverbrechen im Zuge der Todesmärsche ungarischer Juden durch die Steiermark (32-53); Siegfried Beer: Aspekte der britischen Militärgerichtsbarkeit in Österreich 1945-1950 (54-65); Kurt Tweraser: Amerikanische Kriegsverbrecherprozesse in Salzburg. Anmerkungen zur justitiellen Verfolgung von Kriegsverbrechern in der amerikanischen Besatzungszone in Österreich, 1945-1955 (66-101); Stefan Karner: Die sowjetische Gewahrsamsmacht und ihre Justiz nach 1945 gegenüber Österreichern (102-129). Nachkriegsgerichtsbarkeit in anderen europäischen Ländern: Alfred Streim: Zur Gründung, Tätigkeit und Zukunft der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung von NS-Verbrechen (130-143); Helge Grabitz: Die Verfolgung von NS-Verbrechen in der Bundesrepublik Deutschland und in der DDR (144-179); C. F. Rüter: Die Ahndung von NS‑Tötungsverbrechen. Westdeutschland, Holland und die DDR im Vergleich. Eine These(180-184); Günther Wieland: Verfolgung von NS‑Verbrechen und Kalter Krieg (185-203); Stanislaw Kaniewski: Die polnische Hauptkommission zur Erforschung der NS‑Verbrechen (204-206); Szabolcs Szita: Die Volksgerichtsbarkeit als Teil der politischen Säuberung in Ungarn 1945-1946 (207-216); Baard Herman Borge: Ein "soziales Erdbeben". Auswirkungen der Nachkriegsprozesse in Norwegen (217-230); Gabriella Etmektsoglou: Collaborators and Partisans on Trial: Political Justice in Postwar Greece, 1944-1949 (231-256); Peter Romijn: Politische Justiz und die Auswirkungen der Nachkriegsprozesse in den Niederlanden (257-264). Der Gerichtsakt als Geschichtsquelle: Methodik: C. F. Rüter: Erfassen - Erhalten - Erschliessen. Erfahrungen und Erkenntnisse bei der Edition deutscher Urteile wegen NS‑Gewaltverbrechen (265-279); Henry Friedlander: Der deutsche Strafprozeß als historische Quelle (280-284). Rechtliche und archivalische Fragen: Martin F. Polaschek: Rechtliche Fragen im Umgang mit Gerichtsakten als historischer Quelle (285-302); Franz Scharf: Die Erschließung von (Volks-)Gerichtsakten im Oberösterreichischen Landesarchiv (303-306); Rudolf Jeráibek: Justizakten im Österreichischen Staatsarchiv / Archiv der Republik (307-313). Ergänzende Quellen: Hellmut Butterweck: Der Gerichtssaalbericht als den Akt ergänzende Primärquelle (314-318); Susanne Kowarc: Zum Projekt "Die Rolle der österreichischen Sicherheitsverwaltung bei der Wiederherstellung eines demokratischen und unabhängigen Staates nach 1945" (319-322). Elektronische Findhilfsmittel zur europäischen Nachkriegsjustiz: C. F. Rüter: Westdeutsche Strafurteile wegen nationalsozialistischer Tötungsverbrechen auf CD-Rom (323-325); Winfried R. Garscha / Claudia Kuretsidis-Haider: Zum geplanten Projekt "Handbuch der europäischen Nachkriegsprozesse" (326-332). Die Ahndung von "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" - von Nürnberg bis Jugoslawien. Gerichtsverfahren als Form der Aufarbeitung von Humanitätsverbrechen: Otto Triffterer: Die Weiterentwicklung der rechtlichen Grundlagen zur Ahndung von Völkerrechtsverbrechen seit 1945 in Theorie und Praxis (333-367); Heribert Ostendorf: 10 Thesen zur Ahndung von Völkerrechtsverbrechen (368-372); Gerd Hankel: Über das UN-Tribunal für das ehemalige Jugoslawien (373-383); Drago Roksandic: Das menschliche Antlitz der Kriegsopfer. Politische Justiz und Zivilgesellschaft (384-388). Justiz und Gesellschaft in der europäischen Nachkriegsgeschichte: Istán Deák: Post-World War II Political Justice in a Historical Perspective (389-396); Peter Steinbach: NS-Prozesse in der Öffentlichkeit (397-420); Eva Holpfer: Das Massaker an ungarischen Juden in Rechnitz als Beispiel für den Umgang der politischen Parteien im Burgenland mit der NS-Vergangenheit in den ersten Nachkriegsjahren (421-429); Robert Knight: Überlegungen zu Justiz und Zeitgeschichte im europäischen Vergleich (430-434); Hervé Joly: Ist eine Säuberung der wirtschaftlichen Eliten im Rahmen einer privaten Wirtschaft möglich? (435-441); Dieter Stiefel: Die Fische und das Wasser. Der ökonomische Ansatz zur Erklärung des Verlaufs der Entnazifizierung (442-459); Ali Al-Roubaie: Wie man ein Verbrechen säubert, ohne das Gleichgewicht zu verlieren. Zur Modellkonstruktion Historischer Psychologie (460-482).

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Michael Hein (HN)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Arbeitsstelle für graphische Literatur, Universität Hamburg, freier Lektor, Übersetzer, Publizist.
Rubrizierung: 2.4 | 2.35 | 2.312 | 2.313 | 2.62 | 2.23 | 2.61 | 2.314 Empfohlene Zitierweise: Michael Hein, Rezension zu: Bundesministerium für Justiz. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes: Keine "Abrechnung" Leipzig/Wien: 1998, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/10864-keine-abrechnung_12846, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 12846 Rezension drucken