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Marc Hannappel (Hrsg.)

(K)ein Ende der Bildungsexpansion in Sicht?! Ein Mikrosimulationsmodell zur Analyse von Wechselwirkungen zwischen demographischen Entwicklungen und Bildungsbeteiligung

Marburg: Metropolis-Verlag 2015 (Social Science Simulations 13); 362 S.; 49,80 €; ISBN 978-3-7316-1173-8
Diss. phil. Koblenz‑Landau. – Der demografische Wandel ist „weniger als bislang angenommen das Resultat einer schichtübergreifenden Veränderung des Reproduktionsverhaltens, sondern vielmehr auf eine stärkere Gewichtung fertilitätsschwacher Bevölkerungsschichten zurückzuführen“ (279). Zu diesem Ergebnis kommt Marc Hannappel, indem er mithilfe einer Simulation die neusten Forschungsergebnisse der Bildungs‑ und Familiensoziologie zusammenführt. Das sogenannte Mikrosimulationsmodell dient ihm dazu, die Wahrscheinlichkeit bestimmter biografischer Ereignisse zu berechnen und Entwicklungen aufzuzeigen, „wie sie unter bestimmten Annahmen eintreffen können“ (283). Weil es die zukünftige Verteilung wichtiger Parameter zum Gegenstand der Simulation macht, stellt es der Autor als eine Alternative zu den Prognosemodellen des Statistischen Bundesamtes vor. Neben diesem methodischen Schwerpunkt wird argumentiert, dass die soziale Herkunft einen positiven Einfluss auf das Qualifikationsniveau der Kinder hat und ein negativer Zusammenhang zwischen Bildungsniveau und Kinderanzahl besteht. Diese bekannten Annahmen werden aus der Literatur hergeleitet und für die Berechnung operationalisiert. Auf der Grundlage des Mikrozensus 2008 konstruiert der Autor das auf der Individualebene angesiedelte Modell, um verschiedene Kombinationen des Bildungsniveaus und deren Wirkung auf die demografische Entwicklung miteinander zu vergleichen. Er gelangt zunächst zu dem Ergebnis, dass sich die Bildungsexpansion in einem „entschleunigten Verlauf“ (273) fortsetzt, während die Fertilitätsrate pro Kohorte sich bei 1,5 Kindern pro Mutter einpendelt. Im Szenarienvergleich werden unterschiedliche Bildungsabschlüsse der Eltern und ihre Wirkung auf die Bildungsbeteiligung und die Fertilität der nachfolgenden Kohorte verglichen. Hier zeigt sich, dass der Übergang von der Grundschule in die Sekundarstufe einen entscheidenden Einfluss auf die Bildungsbiografien der Kinder hat, dass mit erhöhter Bildungsbeteiligung aber auch das Alter bei der Geburt des Kindes und der Anteil kinderloser Frauen steigen, während die durchschnittliche Kinderanzahl sinkt.
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Rubrizierung: 2.343 Empfohlene Zitierweise: Sven-Jacob Sieg, Rezension zu: Marc Hannappel (Hrsg.): (K)ein Ende der Bildungsexpansion in Sicht?! Marburg: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39681-kein-ende-der-bildungsexpansion-in-sicht_48115, veröffentlicht am 12.05.2016. Buch-Nr.: 48115 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken