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Thomas Piketty: Kapital und Ideologie. Das Konzept des Proprietarismus

11.05.2020
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Florian Geisler, M.A.
München, C. H. Beck 2020

Wenn sich politische Kommentare kritisch mit der heutigen Lebensweise der westlichen Welt und ihren globalen Beziehungen auseinandersetzen, fällt meistens der Begriff des „Neoliberalismus“. Weil dieser aber ein sehr weitgefasstes und manchmal kaum greifbares Feld von Phänomenen beschreibt, macht sich Thomas Piketty, weltbekannter Ökonom und Sozialwissenschaftler – und, wenn es nach dem Beck Verlag geht, „Karl Marx des 21. Jahrhunderts“ – auf, das Problem mit einem neuen Begriff auf den Punkt zu bringen: dem sogenannten „Proprietarismus“. Das schwer übersetzbare Konzept des französischen proprietarisme bezeichnet eine Wirtschafts- und Lebensweise, die auf privates Eigentum fixiert ist. Nicht einfach allgemein die Maximen der Leistungsgesellschaft, nicht allein die technologische Kontrolle und Überwachung der Individuen, sondern präziser die Ideologie des Besitzens, des Innehabens, des Rechte-an-etwas-Habens ist es, die Piketty als entscheidende Konstante der westlichen modernen Welt beschreibt.

Proprietarismus und Ideologie

Die proprietaristische Weltsicht ist für Piketty dabei nicht nur ein einfacher Irrtum, sondern eine Ideologie im engeren Sinn, weil sie sich mit einer Fortschritts- oder Heilserzählung verquickt: Die Menschheit verstrickt sich schließlich nicht aus reiner Langeweile in den Schutz des Eigentums um jeden Preis, sondern weil sie sich dadurch einen höheren Wohlstand verspricht. Wir kennen diese Sichtweise: Arbeitsplätze werden geschaffen, Wohnungen werden gebaut, Ressourcen werden erschlossen, Innovationen werden implementiert – angeblich stets von privaten Kapitalgesellschaften und Visionären. Doch der Zusammenhang von Privateigentum und ökonomischer Prosperität lässt sich laut Pikettys Daten nicht halten.

Im Gegenteil: Das moderne Europa genauso wie die USA verdanken ihre globale Dominanz einer „Reihe von Enteignungen und Verstaatlichungen und generell politische[n] Entscheidungen, die explizit darauf abzielten, den Wert des Privateigentums für die Eigentümer und die Machtposition der Eigentümer in der Gesellschaft zu reduzieren“ (547). Gemeint ist der Aufstieg des Sozialstaats, der durch die staatlich gelenkten Zerstörungen und Wiederaufbauprogramme des Ersten und Zweiten Weltkriegs nötig geworden war.

Piketty führt zur Illustration dieser These beeindruckendes Zahlenmaterial ins Feld. Ein besonders deutliches Beispiel ist, dass „der reale Wert der Mieten in Frankreich bis 1950 unter ein Fünftel des Werts von 1914 fiel“ (551 f.) und erst in den 2000er-Jahren wieder langsam auf sein altes Niveau stieg. Wir müssten uns also eine Welt vor Augen führen, in der auch in den Metropolen des Westens die realen Preise für das Wohnen im Jahre 2055 um satte 80 Prozent sinken müssten, um eine vergleichbare Entwicklung vor uns zu haben – für uns eine unglaubliche Vorstellung, und doch nicht ohne historische Präzedenz.

Piketty denkt sowohl bei „Eigentum“ als auch bei „Enteignung“ stets auf einer makroökonomischen Ebene. Die äußerst hohen Schulden etwa, die die Staaten durch die Weltkriege angehäuft hatten, schmolzen nicht durch Konfiskationen, sondern durch eine politisch gewollte Inflation dahin und führten so dennoch effektiv zu einer gigantischen Enteignung von privaten Eigentumsansprüchen. Dazu kam die Etablierung progressiver Steuern, die von kleinen einstelligen Beträgen durch die Kriege regelmäßig auf weit über 50 Prozent kletterten: „[I]n Großbritannien […] betrug der Spitzensteuersatz für die Einkommen zwischen 1932 und 1980 im Durchschnitt 89 % und für die Erbschaften 7 2%“ (565). Keine dieser Maßnahmen qualifiziert sich im engeren Sinne als „sozialistische“ oder gar „revolutionäre“ Politik, und doch geht es darin um Größenordnungen, die uns heute, aus der Mitte der neoproprietaristischen Ideologie heraus, selbst in radikaleren Kreisen unvorstellbar erscheinen.

Laut Piketty war es die Vergesellschaftung von Kapital, mit der eine ganz erhebliche Steigerung der Produktivität möglich wurde: In allererster Linie wurde damit die Explosion staatlicher Bildungsprogramme finanziert, aber auch Gesundheits-, Sozial- und Infrastrukturprogramme, die zusammengenommen im Schnitt historisch mehr als 50 Prozent des Bruttoinlandsprodukts bestimmten (579). Diese wiederum haben die ökonomische Entwicklung derart gesteigert, dass auch der private, kapitalistische Wirtschaftszweig exorbitant mitwachsen konnte und sich deshalb auf das neue sozialdemokratische Wachstumsmodell einließ – ein neues hegemoniales Ungleichheitsregime war geschaffen, eine breite politische und kulturelle Hegemonie, die die Reformen mit Legitimität versorgte. Piketty will deswegen nicht nur eine Geschichte der Steuer- und Sozialsysteme schreiben, und auch nicht nur eine Geschichte des Kapitals und seines Überbaus, sondern eine politische Geschichte der Legitimität, wie sie besonders einer materialistischen Staatstheorie nicht fremd sein dürfte.

Piketty setzt damit auf empirische Weise ein Forschungsprogramm um, das den Befürwortern einer verstärkten sozialen Umverteilung von oben nach unten, egal ob sozialdemokratischer oder sozialistischer Provenienz, bereits vor vielen Jahrzehnten theoretisch ins Stammbuch geschrieben wurde: dass die bloße Feststellung, eine bestimmte Wirtschaftsweise sei ungerecht oder instabil, folgenlos bleiben muss, solange sie in der breiten Bevölkerung trotzdem ausreichend mit Legitimität versorgt wird, so irrational diese Legitimität auch sei. Eine kritisch engagierte Sozialwissenschaft muss sich demgemäß nicht nur mit der Ökonomie, sondern vor allen auch mit der Wirksamkeit dieser Legitimationsmechanismen auseinandersetzen, also mit Kapital und Ideologie. Alleine für diese Forderung und die praktische Demonstration, dass dieses Thema mit den Methoden empirischer und politikwissenschaftlicher Forschung bearbeitet werden kann und muss, verdient es Piketty, in aller Breite rezipiert zu werden.

Piketty und der Marxismus

Letztendlich unterscheidet sich Pikettys Auffassung von Kapital und Ideologie trotz mancher Gemeinsamkeiten erheblich von Ansätzen aus der marxistischen Tradition und folgt eher einem deskriptiven Modell – ein enger innerer Zusammenhang etwa zwischen ökonomischen Prozessen und ihren ideologischen Folgen ist nicht Teil der Untersuchung. Zwar spielen beide Seiten eine Rolle, doch lässt sich ihr Zusammenspiel für Piketty nicht auf einen gemeinsamen Nenner reduzieren, es bleibt kontingent, die Untersuchung beharrt auf „einer genuinen Autonomie der Ideen, das heißt der ideologischen Sphäre“ (22).

Der große Vorteil dessen ist, dass das Problem der Ideologie damit aus dem allzu engen Korsett eines vermeintlich marxistischen Vokabulars herausgelöst und stattdessen mit einem Begriff gearbeitet wird, der politisch unverdächtig daherkommt: nämlich dem der Ungleichheit. Doch es werden schnell auch Nachteile in der Erklärungskraft der von Piketty analysierten „Ungleichheitsregime“ deutlich, das heißt der gesellschaftlichen Zustände, in denen eine bestimmte Auffassung von legitimer sozialer Ungleichheit für eine Weile stabil bleibt.

Ungleichheitsregime

So heißt es etwa als Erklärung für die oben erwähnte radikale Umgestaltung des Mietmarktes im 20. Jahrhundert: „Vor dem Hintergrund einer sehr hohen Inflation, wie es sie vor 1914 nie gegeben hatte, während zugleich die Reallöhne und -gehälter ihr Vorkriegsniveau noch nicht wieder erreicht hatten, erschien es unerträglich, dass Grundbesitzer sich weiterhin auf Kosten der Arbeiter und aus dem Krieg heimgekehrten Angehörigen der unteren und mittleren sozialen Schichten bereichern konnten.“ (550)

Angesichts des überwältigenden Materials ist doch die Erklärung, es sei einfach nicht mehr erträglich erschienen, doch denkbar dünn. In etwa dasselbe Bild zeigt sich bei der Erklärung der radikalen Anhebung der Steuern durch Roosevelts New Deal. Piketty schreibt: „In einer Situation, in der die Arbeitslosigkeit ein Viertel der erwerbsfähigen Bevölkerung betraf, und mehr Ressourcen zur Finanzierung großer Projekte und neuer sozialpolitischer Maßnahmen aufgewendet werden mussten, lag es auf der Hand, die Gruppen, die besonders gut dastanden, heranzuziehen.“ (565) Es lag also einfach auf der Hand. An die Tiefe von bisherigen hegemonietheoretischen Überlegungen reichen diese Antworten trotz allen Materials schlicht nicht heran.

Wie also „lässt es sich erklären, dass die linken Parteien in den 1950er- und 1960er-Jahren Parteien der Arbeiter und Angestellten waren und in den 1990er- und 2000er-Jahren zu Akademikerparteien geworden sind?“ (936), fragt Piketty. Als statistisch signifikanteste Veränderung in der Wählerstruktur linker Parteien arbeitet er eine Umkehrung des Bildungsniveaus heraus: Während in den 1950er-Jahren vor allem Menschen mit niedrigem Bildungsniveau linke Parteien wählten, ist es heute gerade umgekehrt (vgl. 927). Für diesen Umschwung seien aber nicht so sehr inhärente nationalistische Tendenzen verantwortlich, sondern viel mehr der Wandel der Sozialdemokratie hin zu einer „brahmanischen Linken“ (938), sprich, einer vor allem als intellektuell definierten Politik, die sich auch bewusst vom Milieu der unteren Klassen abgrenzt.

Kritik der Sozialdemokratie und die „brahmanische Linke“

Das deckt sich zwar einerseits mit den Beschreibungen, wie sie etwa Didier Eribon liefert, der ebenfalls eine Abwendung der Linken von den unteren Klassen beschreibt. Piketty schreibt: „Dieser große politisch-ideologische Wandel verlief allmählich, fortlaufend und weitgehend unvorhergesehen, indem der Bildungssektor wuchs. Anders gesagt haben sich linke Parteien ganz unwillkürlich und ohne konkrete Beschlüsse von Arbeiterparteien zu Akademikerparteien entwickelt.“ (938)

Doch andererseits bleibt diese Analyse völlig paradox: Gerade diejenigen sozialen Institutionen (die Berufspolitik mit ihren Parteien und ihrem Anhang aus Sozialwissenschaften, Presse und kritischer Intellektualität), die qua Profession, Verfassung und öffentlichem Mandat darauf verpflichtet sind, Politik und Ökonomie transparent und im Sinne des Gemeinwohls zu gestalten, sollen den entscheidenden politisch-ideologischen Wandel der Ideologie im Spätkapitalismus in die Wege geleitet haben, ohne ihn vorhergesehen oder auch nur geahnt zu haben und ohne darüber einen öffentlich nachvollziehbaren Beschluss vorgelegt zu haben? Eine solche Erklärung wirft vielmehr neue Fragen auf, als sie zu lösen vorgibt.

Doch Piketty setzt gleich an mehreren wichtigen Stellen auf solche paradoxen Formen. Für den Fall Frankreich konzentriert er sich beispielsweise auf die Frage, warum die linken Parteien, die seit den 1980er-Jahren doch etwas mehr als die Hälfte der Zeit die Regierung stellten, den in Frankreich grassierenden „republikanischen Elitismus“ der Universitäten nicht nur nicht abstellten, sondern auch noch ausbauten. Seine Antwort: „Sie haben es nicht getan, zweifellos, weil sie die elitistische Finanzierungsstruktur der Hochschulbildung für gerechtfertigt hielten“ (941).

Die ganze Erklärung erschöpft sich also einfach in einer contradictio in adiecto: Linke Parteien haben deswegen keine linke Politik gemacht, weil sie in Wirklichkeit gar keine linken Parteien waren. Sie haben elitäre statt egalitäre Politik gemacht, weil sie entgegen den Erwartungen ihrer Beobachter an elitäre, und nicht eben an egalitäre Werte glauben. Für das Beispiel der USA heißt es: „Im Grunde hatten […] die brahmanische Linke […] und die kaufmännische Rechte […] gemeinsame Interessen“ (1.027). Deutlich wird durchgängig, dass die reine Beschreibung einer „Brahmanisierung“ noch keine Erklärung dafür ist, warum sie stattfindet. Um das zu erklären, müsste Piketty eine analytische Unterscheidung zwischen „echter“ sozialdemokratischer Politik einerseits und ihrer inegalitären Deformation andererseits treffen.
Doch diese Unterscheidung, für die es ja eine reiche Tradition gibt, bleibt bei Piketty systematisch außen vor. Die Stimmen der „radikalen“ Linken werden in seinem allzu soziologischen, deskriptiven Schema vielmehr durchweg zusammen mit den übrigen sozialdemokratischen Stimmen einfach einem „internationalistisch-egalitären“ (975) Block zugeschlagen.

Der Karl Marx des 21. Jahrhunderts?

Gelingt Piketty die Schöpfung eines „universalistischen Horizonts einer neuen Ideologie der Gleichheit“ (523)? Gelingt die Kreation einer „konstruktiven, universalistisch angelegten politischen Perspektive“ (1.186), die Piketty zur Mission seines Buches macht? Vier unmittelbare und doch recht radikale politische Perspektiven werden von ihm angeboten: Erstens die Einführung einer prozentualen Obergrenze beim Stimmrecht in Aktiengesellschaften (1.195). Zweitens die Einführung einer „Erbschaft für alle“ (1.207) in Höhe von 120.000 Euro. Drittens die Vereinfachung des Steuersystems durch die Abschaffung von indirekten Steuern und die Zusammenführung von Lohn- und Kapitalertragssteuern unter einer einzigen, stark progressiven Steuer. Zuletzt viertens die Erhebung eines Grundsatzes der Nicht-Regressivität in den Verfassungsrang, laut dem Steuern für die reichsten Bürger keinen geringeren Anteil ihres Einkommens und Vermögens ausmachen, als für die ärmsten (1.227).

Als Karl Marx des 21. Jahrhunderts, also als kritischer Begleiter und engagierter Berater einer sozialistischen Bewegung, kann Thomas Piketty damit insgesamt nicht gelten. Das hat viel damit zu tun, dass eine solche sozialistische Bewegung überhaupt nicht in Sicht ist. Auf der Ebene der politischen Theorie kommt ihm unverkennbar gerade deswegen eine so herausragende Position zu, weil er als radikaler Kritiker eben oft allein auf weiter Flur steht und die kritische Erforschung von Legitimationsproblemen im Spätkapitalismus ausbleibt. Umso deutlicher wird jedoch Pikettys langfristiger Impact auf eine Generation neuer, kritischer und engagierter Politikwissenschaft sein, vergleichbar etwa mit den großen Namen der Globalisierungskritik, sodass die Lektüre dringend geboten scheint.

 

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