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Cristóbal Rovira Kaltwasser

Kampf der Eliten. Das Ringen um gesellschaftliche Führung in Lateinamerika, 1810-1982

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2009; 361 S.; kart., 34,90 €; ISBN 978-3-593-39043-7
Diss. HU Berlin; Gutachter: H. Münkler, K. Eder. – „Kann man tatsächlich wie Karl Marx sagen, dass der Klassenkampf der Motor des sozialen Wandels ist? Lässt sich wirklich zu Recht behaupten, dass die Geschichte der Gesellschaft die Geschichte der Reproduktion der herrschenden Klasse ist?“ (23) Vor dem Hintergrund der von Karl Marx und Pierre Bourdieu vertretenen Elitentheorien untersucht Rovira Kaltwasser die gesellschaftlichen Transformationsprozesse in Argentinien, Brasilien, Chile und Mexiko. Diese und andere elitentheoretische Ansätze seien mit der lateinamerikanischen Debatte über die Ablösung der politischen Machtträger durch neue Akteure eng verbunden, so der Autor. Insbesondere seit der argentinischen Wirtschafts- und Sozialkrise im Jahr 2001 würden die lateinamerikanischen Eliten von der Bevölkerung verstärkt als reaktionär und korrupt empfunden und zum Rückzug aufgefordert. Sein Hauptaugenmerk richtet sich indes auf für die lateinamerikanische Geschichte einschneidende historische Ereignisse wie etwa die politische Emanzipation von Portugal und Spanien, die Mexikanische Revolution, die Entstehung des Peronismus sowie den Einbruch der Militärdiktaturen in den 60er- und 70er-Jahren. Der Autor fragt, ob diese entscheidenden historischen Ereignisse nicht wie von Marx angenommen Reproduktions-, sondern Erneuerungsprozesse der Akteure mit dem größten Autoritäts- und Machtquantum einer Gesellschaft ausgelöst haben. Er stellt die These auf, dass es besonders mächtige Eliten nicht nötig haben, öffentlich in Erscheinung zu treten und ausschließlich aus dem Hintergrund agieren – ein Hemmnis, insbesondere für die lateinamerikanische Elitenforschung, das der Autor durch seine Interviews mit Intellektuellen aufbricht. Abschließend konstatiert Rovira Kaltwasser, dass Eliten und Gegeneliten ständig um die Machtausübung und Führung ihrer jeweiligen Gesellschaft kämpfen und dadurch zum Motor der Geschichte werden.
Marinke Gindullis (MG)
Politikwissenschaftlerin.
Rubrizierung: 2.65 | 2.24 Empfohlene Zitierweise: Marinke Gindullis, Rezension zu: Cristóbal Rovira Kaltwasser: Kampf der Eliten. Frankfurt a. M./New York: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31353-kampf-der-eliten_37313, veröffentlicht am 08.12.2009. Buch-Nr.: 37313 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken