
Kalter Krieg in Ostafrika. Die Beziehungen der DDR zu Sansibar und Tansania
Die auf den vielfältigsten Ebenen existierenden Beziehungen zwischen der DDR und Tansania, das 1964 infolge des Zusammenschlusses der ostafrikanischen Staaten Sansibar und Tanganyika entstand, seien für beide Länder in den 60er-Jahren von großer Bedeutung gewesen. Auf diese Weise hätten beide Seiten versucht, internationale Anerkennung zu erringen, schreibt das Herausgeberduo. Bei der Geschichte der außenpolitischen Beziehungen der DDR zu einem Entwicklungsland habe es sich nicht um eine „bilaterale, sondern immer auch um eine trilaterale Angelegenheit“ (5) gehandelt. Denn bei Verhandlungen der DDR mit einem afrikanischen Land hätten quasi unsichtbar auch Vertreter der Bundesrepublik sowie der Sowjetunion mit am Verhandlungstisch gesessen. Dieses außenpolitische Kapitel deutsch-deutscher Konkurrenz in Afrika in den Sechzigern wird von Autoren aus beiden Teilen Deutschlands in diesem Sammelband behandelt. Es finden sich sowohl wissenschaftliche Analysen als auch Erinnerungsberichte von ehemaligen Akteuren, etwa von Helmut Matthes, dem ehemaligen DDR-Botschafter in Tansania, oder von Ewald Weiser, einem Pädagogikprofessor, der im Bereich der Bildungszusammenarbeit der DDR mit afrikanischen Staaten tätig war und der über die Arbeit von DDR-Lehrern in Sansibar berichtet. Ulf Engel, Afrika-Experte an der Universität Leipzig, wertet die Politik der Jahre 1964/65 in Ostafrika als einen „erheblichen außenpolitischen Erfolg“ (28) für die DDR. Diese habe ihr eine „bedeutsame Präsenz auf dem afrikanischen Kontinent“ gesichert. Publizistisch sei der Erfolg umgehend „zum Zeichen für den ‚Bankrott der Hallstein-Doktrin’ hochstilisiert“ (29) worden. Volle diplomatische Beziehungen hätten Tansania und die DDR allerdings erst 1972 nach Unterzeichnung des Grundlagenvertrages zwischen den beiden deutschen Staaten aufgenommen.