Die Berichte früherer Mitglieder der Hitler-Jugend über ihre Erfahrungen und Erlebnisse ergeben ein höchst widersprüchliches Bild. Stellt die HJ für die einen eine eher unpolitische und harmlose Veranstaltung dar, derer sich vor allem wegen ihres umfangreichen Freizeitangebots positiv erinnert wird, wird von anderen eher der Zwang und die Demagogie betont. Klönne geht in seiner Untersuchung über die jugendliche Sozialisation im "Dritten Reich" eben diesen Widersprüchen nach, ihren attraktiven und repressiven Zügen, der Konformität und dem Widerstand, die Jugendliche dem System entgegenbrachten. Der erste Teil widmet sich ausführlich der HJ: etwa ihrer Entwicklung von der Zeit ihrer Entstehung bis zur Staatsjugend; ihrer Organisationsstruktur; ihrem Verhältnis zu Staat und Partei sowie zu anderen Erziehungsinstitutionen; den Formen und Inhalten des HJ-Dienstes; den durch die HJ vermittelten Leitbildern und Ideologien; die der HJ zugrundeliegenden Intentionen, die auf Anspruch und Wirklichkeit hin abgeklopft werden. Der zweite Teil befaßt sich mit den gegen die Staatsjugendorganisation aufbegehrenden Jugendlichen, die aus der ausgeschalteten Arbeiterjugendbewegung, der kirchlichen Jugend sowie der verbotenen Bündischen Jugend kamen oder aber sich in "wilden Jugendgruppen" zusammenschlossen (wie etwa die Edelweißpiraten oder die Swing-Jugend). Dargestellt werden sowohl die den Jugendlichen verbliebenen Handlungsspielräume als auch die staatlichen Repressalien, denen sie aufgrund ihrer Opposition ausgesetzt waren.