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Hans Erler

Judentum und Sozialdemokratie. Das antiautoritäre Fundament der SPD

Würzburg: Königshausen & Neumann 2009; 186 S.; brosch., 19,80 €; ISBN 978-3-8260-3969-0
In äußerst interessanter Lesart der Genesis, nämlich nicht als Sündenfall, sondern als Lehrstück über den Ausgang des Menschen aus der Unmündigkeit, als Parabel über den Ungehorsam gegenüber Gott und damit über die eigentliche Menschwerdung, verfasst Erler ein Traktat über die jüdischen Wurzeln der Sozialdemokratie. Auf Anregung des Autors, Sohn des SPD-Politikers Fritz Erler, bekannte sich die SPD erstmals 2007 im Grundsatzprogramm zu ihrer geistigen jüdischen Herkunft. Mit stupendem Allgemeinwissen gespickt erzählt Erler die Geschichte der Sozialdemokratie in ihrem hebräisch-jüdischen Herkunftszusammenhang und spannt den roten Faden zwischen Schöpfungsgeschichte, jüdischer Aufklärung, Moderne und Demokratie bis hin zur „Erfindung der Sozialdemokratie“ (Kapitel 6) durch jüdische Intellektuelle. Erler hat gewiss keine wissenschaftliche Abhandlung im engen Sinn zu Papier gebracht, sodass auch Micha Brumlik manches „befremdlich“ (13) findet, wie er in exakter Inhaltsprüfung in seinem Vorwort schreibt; doch Erler schafft mit seiner mitreißend geschriebenen Abhandlung ein Bewusstsein für die geistige Grundlagen der Sozialdemokratie – und weist somit auch einen Weg und eine Perspektive in die dieser Tage nicht immer klare Zukunft sozialdemokratischer Parteien.
Tamara Ehs (TE)
Dr. phil., Politikwissenschaftlerin am IWK Wien und Lehrbeauftragte an der Universität Salzburg (http://homepage.univie.ac.at/tamara.ehs/)
Rubrizierung: 2.331 | 2.35 Empfohlene Zitierweise: Tamara Ehs, Rezension zu: Hans Erler: Judentum und Sozialdemokratie. Würzburg: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30934-judentum-und-sozialdemokratie_36763, veröffentlicht am 02.07.2009. Buch-Nr.: 36763 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken