
Jenseits der Metropolen. Hochschulen in demografisch herausgeforderten Regionen
Die Mitarbeiter_innen des Instituts für Hochschulforschung (HoF) legen seit vielen Jahren Analysen zur aktuellen Hochschulentwicklung und daraus abgeleitete Handlungsempfehlungen vor. Seit 2006 sind auch Untersuchungen ins Zentrum des HoF gerückt, die sich mit Raumbezügen und dem demografischen Wandel auseinandersetzen. In diesem Sammelband werden die zentralen Ergebnisse der am HoF und auch am Wissenschaftszentrum Sachsen‑Anhalt durchgeführten Analysen zur Hochschulentwicklung in demografisch schrumpfenden Regionen (insbesondere Ostdeutschland) präsentiert. Peer Pasternack umreißt zunächst die Ist‑Situation und die sich daraus ergebenden Handlungsnotwendigkeiten, die als Chance begriffen werden sollten: Aufgrund des auslaufenden Solidarpaktes II, der strukturellen Unterfinanzierung der Hochschulen und der schrumpfenden Bevölkerung ergibt sich ein ostdeutscher „Problemvorsprung gegen[über] Westdeutschland – wo vergleichbare demografische Herausforderungen zeitversetzt ebenfalls anstehen. Dieser Problemvorsprung kann durch aktive Gestaltung in einen Problemlösungsvorsprung überführt werden“ (47). Vor diesem Hintergrund wird im Folgenden eine ganze Reihe an ineinandergreifenden Problemlösungen von den Mitarbeiter_innen entwickelt, die hier nur ausschnitthaft angerissen werden können. In Bezug auf Studium und Lehre ist es demnach zum Beispiel sinnvoll, wenn ein möglichst breit gefächertes Studienangebot in der Hochschulregion (nicht an einer Hochschule) bereitgestellt wird und eine stärkere Verzahnung zwischen Hochschulbildung und Beschäftigungssektor (etwa über Career Centers) bei gleichzeitiger Beibehaltung des das Studium auszeichnenden abstrakten Wissens/Denkens gewährleistet wird. Im Hinblick auf Forschung und Innovation verdeutlichen die Autor_innen unter anderem, dass die zum Teil nicht an Hochschulen stattfindende Bearbeitung regionaler Problemlagen (auch) durch die Hochschulen selbst verursacht ist, weil sie eher konventionelle Formate nutzen, sich aber bisher nur bedingt öffnen. Für den Aspekt des sozialen Raumes (Third Mission der Hochschule) wird die bauliche, soziale und kulturelle Präsenz der Hochschule beziehungsweise ihrer Angehörigen in der Stadt immer wichtiger. Schließlich muss das, was bereits geschieht oder angestoßen werden soll, deutlich besser als bisher zwischen den Hochschulebenen und mit den regionalen Akteuren kommuniziert werden.