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Gerhard Besier / Katarzyna Stokłosa (Hrsg.)

Jehovas Zeugen in Europa – Geschichte und Gegenwart. Band 1. Belgien, Frankreich, Griechenland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Portugal und Spanien

Berlin/Münster: Lit 2013 (Studien zur kirchlichen Zeitgeschichte 5); 734 S.; 24,80 €; ISBN 978-3-643-11508-9
Wer ein Interesse an der Geschichte der Zeugen Jehovas hat, wird in diesem umfassenden Sammelwerk viele relevante Informationen finden. In der Einleitung berichten die Herausgeber von der Entstehung und Entwicklung dieser Religionsgemeinschaft, die in der Tradition der religiösen Erweckungsaufbrüche des 19. Jahrhunderts steht, mit der der Abfall von zentralen Glaubenslehren beklagt wurde. Entstanden ist die Religionsgemeinschaft in den USA Ende des 19. Jahrhunderts und hat sich dann den Herausgebern zufolge kontinuierlich sowohl von der Anzahl der Anhänger als auch räumlich durch eine Etablierung in Europa vergrößert. Der Name „Jehovas Zeugen“ soll zum Ausdruck bringen, dass die Mitglieder sich als Zeugen des Gottes Jehovas verstehen, Grundlage für ihre Lehre ist allein die Bibel, die als „in sich widerspruchslos, völlig wahr und bis in Kleinste zutreffend“ (9) angesehen wird. Die Herausgeber schreiben weiter, dass Jehovas Zeugen jenseits der bekannten Problematik von Bluttransfusionen staatliche Gesetze akzeptieren und auch die Schulpflicht wahrnehmen. Allerdings lehnen sie eine Teilnahme am politischen Leben wie Wahlen oder die Mitgliedschaft in Parteien ab. Die Herausgeber verteidigen die Religionsgemeinschaft gegen die vielfache Kritik, die sich etwa in der Zuordnung als Sekte, die ihre Mitglieder manipuliert, äußert. Für die Herausgeber wiederum ist diese Kritik „längst bekannt, wird stereotyp wiederholt und erwies sich in zahlreichen Untersuchungen und juristischen Auseinandersetzungen bisher als wenig substantiiert“ (14). Der negative Eindruck in der Öffentlichkeit entsteht ihrer Ansicht nach dabei unter anderem auch deshalb, weil sich im Vergleich zu den christlichen Großkirchen keine vergleichbaren Persönlichkeiten für Jehovas Zeugen einsetzen. Das Sammelwerk ist der erste Band einer auf drei Bände angelegten Geschichte von Jehovas Zeugen in Europa. Von unterschiedlichen Autoren werden in Einzelstudien deren Geschichte und Gegenwart in den Ländern Belgien, Frankreich, Griechenland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Portugal und Spanien mit zahlreichen Fotos, Tabellen und Quellenabdrucken vorgestellt. Dabei wird deutlich, wie sehr die Entwicklung von Jehovas Zeugen von den jeweiligen religiösen, sozialen und rechtlichen Zuständen in den Ländern abhängig ist. So weisen die Herausgeber zum Beispiel darauf hin, dass sich die Religionsgemeinschaft in protestantischen Regionen freier entfalten konnte als in römisch‑katholischen. Ein umfassendes Sachwort‑ sowie ein Personenverzeichnis runden den Band ab.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.23 | 2.61 | 4.1 | 4.42 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Gerhard Besier / Katarzyna Stokłosa (Hrsg.): Jehovas Zeugen in Europa – Geschichte und Gegenwart. Band 1. Berlin/Münster: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36554-jehovas-zeugen-in-europa--geschichte-und-gegenwart-band-1_44361, veröffentlicht am 02.01.2014. Buch-Nr.: 44361 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken