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Deutsches Polen-Institut Darmstadt (Hrsg.)

Jahrbuch Polen 2012. Regionen

Wiesbaden: Harrassowitz Verlag 2012; 185 S.; 11,80 €; ISBN 978-3-447-06649-5
Ein wenig aus der Zeit gefallen wirken die Menschen und Dörfer, die Katarzyna und Jacenty Dędek auf ihrer Reise durch Polen 2011 für diesen Band fotografiert haben (siehe auch http://www.portretprowincji.pl/) – aber vielleicht vergeht die Zeit in der Provinz auch einfach nur langsamer und viele der von den beiden Reportern Befragten scheinen damit ganz zufrieden zu sein. Dass sich in den vergangenen Jahren in den polnischen Regionen dennoch einiges verändert hat, ist in diesem Jahrbuch nachzulesen. War das Land im Sozialismus zentralistisch organisiert, lebte nach der Transformation „die Idee einer starken Selbstverwaltung und der Territorialreform auf“ (3), wie Andrzej Kaluza und Jutta Wierczimok einleitend rekapitulieren. Mittlerweile werden die regionalen politischen Repräsentanten wie Bürgermeister und Landräte direkt gewählt. „Entscheidend aber war Polens Beitritt zur Europäischen Union im Jahre 2004: Nichts hat Polens ‚Provinzlandschaften’ so verändert wie die Brüsseler Beihilfen aus den Struktur- und Kohäsionsfonds, die für die polnischen Regionen eine reale finanzielle Unabhängigkeit von Warschau begründeten.“ (4) In den Beiträgen zeigt sich aber auch zugleich, dass die Trennlinien zwischen östlichem und westlichem Polen sowie die Nahtstellen an den historischen Grenzen der Teilungsgebiete und den ehemaligen deutschen Gebieten noch virulent sind. Und so erhält man nicht nur einen Überblick über die Aspekte der Regionalpolitik, sondern etwa auch einen einfühlsam vermittelten Eindruck von der schwierigen Verortung der West- und Nordgebiete – die Bewohner, die vielfach aus den nach 1945 von der Sowjetunion annektierten östlichen Regionen des Landes in diese zuvor zu Deutschland gehörenden Gebiete zogen, hatten lange Zeit Schwierigkeiten, so berichtet Jacek Schmidt, heimisch zu werden. Interessant ist auch der Beitrag von Krzysztof Karwat über die schlesischen Autonomisten – Vertreter der das sogenannte Wasserpolnisch sprechenden Schlesier – und deren erste nennenswerten Wahlerfolge sowie die Diskussionen darüber, inwieweit sie als Ethnie zu fassen sind. Insgesamt entsteht in diesem Band das facettenreiche Bild eines Polens, das eben nicht nur aus Warschau besteht.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.612.21 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Deutsches Polen-Institut Darmstadt (Hrsg.): Jahrbuch Polen 2012. Wiesbaden: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35260-jahrbuch-polen-2012_42462, veröffentlicht am 13.09.2012. Buch-Nr.: 42462 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken