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Norbert Sievers / Bernd Wagner (Hrsg.)

Jahrbuch für Kulturpolitik 2006. Band 6: Diskurs Kulturpolitik. Kulturstatistik, Chronik, Literatur, Adressen. Hrsg. für das Institut für Kulturpolitik der Kulturpolitischen Gesellschaft e. V.

Essen: Klartext 2006; 478 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-89861-570-9
Welche Aufgabe hat die Kulturpolitik? Trotz ihrer Erfolge befinde sie sich in einer Verteidigungsposition, schreibt Jörg Stüdemann in seinem das erste Kapitel über den Strukturwandel der Gesellschaft einleitenden Beitrag, eingefordert würden Nachweise der Wirtschaftlichkeit. Diesem „Ökonomismus meist neoliberaler Provenienz“ (21) stehe nach wie vor die Auffassung von Kunst und Kultur als wertsetzende und sinnvermittelnde Sphäre für Individuum und Gesellschaft gegenüber. Stüdemann hebt unter Bezugnahme auf die anderen Autoren vor allem auf den letzten Aspekt ab und fragt, welche Rolle die Kulturpolitik in einer sich verändernden Welt übernehmen sollte. Im Rückbezug auf die Region als kulturelle Einheit könnten vor dem Hintergrund der Wechselwirkungen von Globalität, Nationalität und Regionalität Ausdrucksformen gefunden werden, so seine These, um damit das urbane Zusammenleben zu transformieren. „Kulturpolitik kann sich erfolgversprechend an der Revision der Moderne beteiligen“ (23). Darauf aufbauend beschreiben die Autoren im zweiten Kapitel die Kulturpolitik als öffentliche Aufgabe und ihre Vermittlerrolle zwischen gesellschaftlicher Entwicklung und staatlichem/kommunalem Handeln. Im dritten Kapitel wird die Kulturpolitik als Modernisierungsprozess thematisiert, vornehmlich im Sinne einer Pluralisierung. Zu vollziehen sei ein Perspektivwechsel, schreibt Norbert Sievers: Es „soll eine Kombination aus öffentlicher Regulierung, marktvermittelter Produktion und bürgerschaftlichem Engagement an die Stelle des omnipotenten Staates treten, ihn zumindest bei seinen Aufgaben unterstützen“ (293). Inwieweit sich das Bürgerrecht auf Kultur realisiere, sei allerdings schwer einzuschätzen, so Sievers weiter. Nach wie vor bildeten nur fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung den verlässlichen Kern der Vielnutzer von kulturellen Angeboten, zu fragen sei also nach deren Qualität für das Leben der Menschen. „Bei aller Konzeptstärke, die der Neuen Kulturpolitik attestiert werden kann, hat sie es doch versäumt, ihre durchaus vorhandene Wertebasis zeitgemäß zu aktualisieren“ (300).
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.343 | 2.325 | 2.35 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Norbert Sievers / Bernd Wagner (Hrsg.): Jahrbuch für Kulturpolitik 2006. Essen: 2006, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/26128-jahrbuch-fuer-kulturpolitik-2006_30399, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 30399 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken