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Wolfgang Benz (Hrsg.)

Jahrbuch für Antisemitismusforschung 18. Hrsg. für das Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin

Berlin: Metropol 2010; 347 S.; 21,- €; ISBN 978-3-940938-53-4
Der Band ist in vier verschiedene thematische Abschnitte gegliedert: Antisemitismus, Vorurteile gegen Minderheiten, Rechtspopulismus in Europa und Nationalismus. Günther Jikeli untersucht die Verwendung des Begriffs „Jude“ als Schimpfwort im Deutschen und Französischen. Er stellt die Ergebnisse von Interviews mit 77 jungen männlichen muslimischen Einwohnern von Berlin und Paris vor. Durch den Gebrauch der abwertenden Worte „Jude“ beziehungsweise „juif“ würden Individuen einen „offenen Antisemitismus“ (65) äußern. Wie schwer es ist, Vorurteile abzubauen, zeigt Joachim Krauß. Er legt dar, wie publizierte Vorurteile aus dem Jahr 1783 gegenüber „Zigeunern“ sich auch im Sommer 2009 in der Berliner Presse perpetuieren. Krauß stellt ein „Zigeunerkontinuum“ fest und plädiert für eine notwendige „Ausweitung der Forschung in den sozialwissenschaftlichen Fachdisziplinen“ (180). Damir Skenderovic geht auf das Problem der radikalen Rechten in der Schweiz ein. Die Neue Rechte organisiere sich im publizistischen Bereich. Das Verhältnis der Neuen Rechten zur rechtspopulistischen und zur extremen Rechten sei durchlässig. Die extreme Rechte sei meist offen antisemitisch, Rechtspopulisten hingegen zurückhaltender. So könne erklärt werden, warum die extreme Rechte eher eine „Außenseiterposition“ einnehme, die Rechtspopulisten dagegen aktiv im „Parteienwettbewerb akzeptiert“ (233) würden. Schon im Vorwort argumentiert der Herausgeber, dass sich das „Arbeitsfeld der Antisemitismusforschung, die sich mit Vorurteilen und Feindbildern sowie deren Wirkungen beschäftigt“, ständig „erweitert und aktualisiert“ (10). Benz erinnert einleitend an die Ermordung der muslimischen Ägypterin Marwa El-Sherbini am 1. Juli 2009 in Dresden und er beschließt das Jahrbuch mit einer Dokumentation über die medialen Reaktionen auf den Dresdner Gerichtsmord. Der Sammelband repräsentiert eine thematische Bandbreite, die längst den Titel „Jahrbuch für Antisemitismusforschung“ überschreitet. Der Band könnte ebenso gut den Titel „Jahrbuch für Vorurteilsforschung“ tragen.
Wahied Wahdat-Hagh (WWH)
Dr., Dipl.-Soziologe und Dipl.-Politologe.
Rubrizierung: 2.23 | 2.35 | 2.31 | 2.61 | 2.63 | 2.68 | 2.25 | 2.5 Empfohlene Zitierweise: Wahied Wahdat-Hagh, Rezension zu: Wolfgang Benz (Hrsg.): Jahrbuch für Antisemitismusforschung 18. Berlin: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32228-jahrbuch-fuer-antisemitismusforschung-18_38452, veröffentlicht am 04.01.2011. Buch-Nr.: 38452 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken