
Jahrbuch Extremismus & Demokratie (E & D). 23. Jahrgang 2011
Das bewährte Jahrbuch, das seit Band 21 durch Hinzutritt des Historikers Alexander Gallus nunmehr von drei Herausgebern publiziert wird, liefert wieder grundständige politisch-historische Analysen: Jesse diskutiert extremistische Freund-Feind-Bilder; Wilhelm Mensing überprüft die These von der gezielten Auslieferung deutscher Kommunisten im Rahmen des Hitler-Stalin-Pakts; Birgit Enzmann entwickelt Prüfkriterien, um die totalitären Implikationen politischer Utopien vom Neuen Menschen zu erfassen. Bei den ausführlichen Bewertungen aktueller Entwicklungen geht es um die politisch-extremistischen Straftaten insbesondere gegenüber Polizistinnen und Polizisten (Christiana Gransow/Michael Partmann/Gerd Strohmeier), das Ende der DVU und die Fusion mit der NPD (Lars Normann), um das (trotzkistische) Erbe der WASG in der LINKEN (Andreas M. Vollmer) sowie die salafistische Szene in Deutschland (Michail Logvinov). Zwei Themenbereiche werden durch gleich mehrere Autorinnen und Autoren diskutiert: Angesichts der Kritik an der neu eingeführten Extremismusklausel beziehen erstens in der Rubrik „Forum“ jeweils Abgeordnete der im Bundestag vertretenen Parteien Position zu einem von den Herausgebern vorgelegten Fragenkatalog. Zweitens wird im – wieder ausführlichen – Literaturteil das Buch von Sarrazin kontrovers besprochen. Im „biographischen Porträt“ bewertet Marc Brandstätter die Rolle des vormaligen DVU-Bundesvorsitzenden und jetzigen NPD-Spitzenfunktionär Matthias Faust bei der Parteienfusion, im „Länderporträt“ geht es um Rechts- und Linksextremismus sowie Islamismus in Dänemark; im „Zeitschriftenporträt“ untersucht Marie-Isabel Kane die Berliner „Interim“, eines der wichtigsten und ältesten linksautonomen Blätter, dessen Bedeutung wegen interner Szenekritik und linksextremistischer Internetseiten rückläufig zu sein scheint.