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Werner Weidenfeld / Wolfgang Wessels (Hrsg.)

Jahrbuch der Europäischen Integration 2011

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2012; 576 S.; brosch., 49,- €; ISBN 978-3-8329-7211-0
Auch dieser Band des Jahrbuchs steht im Zeichen der nach wie vor nicht ausgestandenen europäischen Wirtschafts- und Finanzkrise. Ob eine europäische Wirtschaftsregierung etabliert werden kann, die der gemeinsamen Währung den notwendigen Rahmen verschafft, halten die Herausgeber für fraglich. Roland Döhrn und Wim Kösters beklagen daher zu Recht, dass die Bemühungen zur Überwindung der Krise oftmals hilflos wirken. Dies liege vorwiegend an der falschen Diagnose: So sei der Europäische Rat lange Zeit davon ausgegangen, dass Spekulationen gegen den Euro für die Krise verantwortlich seien. Tatsächlich sehen die Autoren die tiefere Ursache in dem Missverhältnis zwischen den Schulden einiger Länder und deren eigener Wirtschaftsleistung. Daher griffen die Maßnahmen nicht nur unzureichend, sondern erhöhten die Unsicherheit zusätzlich. Ein weiterer Schwerpunkt des Jahrbuchs sind Untersuchungen zur Wirksamkeit europäischer Außenpolitik, insbesondere im Hinblick auf die Vorgänge während des Arabischen Frühlings. In der Kritik standen, so die Einschätzung von Barbara Lippert, „Tempo, Vielstimmigkeit und unilaterales anstelle von gemeinsamem Handeln der EU-Staaten“ (256). Infolgedessen habe ein Über- und Umdenken hinsichtlich der Europäischen Nachbarschaftspolitik stattgefunden. Ihr zukünftiger Erfolg werde daran zu messen sein, wie sie angesichts sich wandelnder politischer Verhältnisse länderspezifisch darauf Bezug nehmen werde. In diesen Zusammenhang falle auch die Diskrepanz auf zwischen den hohen Erwartungen, die sich seit Inkrafttreten des Vertrags von Lissabon an die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik richteten, und der alltäglichen sowie zugleich bescheidenen Praxis. Vor allem Catherine Ashton, die Hohe Vertreterin der Union für Außen- und Sicherheitspolitik, werde aufgrund dessen sowohl von den Medien als auch Beteiligten gerügt. Von jeher rundet eine umfangreiche Bibliografie das Jahrbuch ab.
Patrick Stellbrink (PS)
M. A., Politikwissenschaftler, Promovend an der TU Chemnitz.
Rubrizierung: 3.1 | 3.2 | 3.5 | 3.6 | 3.7 Empfohlene Zitierweise: Patrick Stellbrink, Rezension zu: Werner Weidenfeld / Wolfgang Wessels (Hrsg.): Jahrbuch der Europäischen Integration 2011 Baden-Baden: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35574-jahrbuch-der-europaeischen-integration-2011_42920, veröffentlicht am 06.12.2012. Buch-Nr.: 42920 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken