Die Zeitspanne vom 1. August 2009 bis zum 31. Juli 2010 war für die Europäische Union ebenso spannend wie turbulent: Nachdem der Vertrag von Lissabon am 1. Dezember 2009 in Kraft getreten war, stand dessen Bewährung an. Ein erstes Zwischenfazit ist freilich zwiespältig: Zwar „ist eine große Bündelung politischer Macht entstanden, aber nicht ein effektives System der Nutzung und Umsetzung von Macht. Der Vertrag von Lissabon hat einen gewählten Präsidenten der Europäischen Union kreiert. Er hat die Hohe Repräsentantin für Außen- und Sicherheitspolitik geschaffen, dem Präsidenten der EU-Kommission viel mehr Einfluss verliehen, die Euro-Gruppe mit ihren Vorsitzenden institutionalisiert und den alle sechs Monate rotierenden Ministerratspräsidenten im Amt belassen. Aber wer hat wirklich das Sagen? Das weiß zurzeit niemand.” (15) Der Blick ist deshalb zunächst auf die Institutionen zu richten. In gleicher Weise muss das Interesse aber auch den Politikfeldern gelten (2010 hinsichtlich der EWU-Krise insbesondere der Währungs-, Wettbewerbs- und Wirtschaftspolitik) bis hin zur Frage der EU-Erweiterung (Island, Kroatien, Mazedonien und Türkei) und nach den Beziehungen zu anderen Organisationen (Europarat, NATO und UNO). Im Jahrbuch der Europäischen Integration 2010 leisten dies für das Berichtsjahr mehr als 100 Autoren in knapp 90 Beiträgen. Im 30. Jahr seines Bestehens hat das Jahrbuch damit eine Breite erreicht, die ihresgleichen sucht. Wie gewohnt, verdienen aber nicht nur die Einzelbeiträge Beachtung, sondern ebenso die detaillierte Chronologie, der Katalog hilfreicher Internetadressen und die reichhaltige Bibliographie.