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Ralf Magagnoli

Italien und die Europäische Verteidigungsgemeinschaft. Zwischen europäischem Credo und nationaler Machtpolitik

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 1999 (Italien in Geschichte und Gegenwart 12); 356 S.; brosch., 89,- DM; ISBN 3-631-34210-1
Geschichtswiss. Diss. Essen; Gutachter: W. Loth. - Die Arbeit untersucht die Europapolitik Italiens im für den europäischen Einigungsprozeß bedeutsamen Zeitraum der geplanten Europäischen Verteidigungsgemeinschaft, d. h. zwischen der Vorlage des Pleven-Plans 1950 und der Konferenz von Messina 1955. Sie begreift sich als diplomatiehistorischer Beitrag zur Geschichte der europäischen Integration. Vier Themenfelder bestimmen Magagnolis Arbeit: Zum ersten fragt er nach den Zielen der italienischen Europapolitik und diskutiert die innen- sowie außenpolitischen Determinanten dieser Interessen. Hier konstatiert er eine partielle Überlagerung der Europapolitik durch innenpolitische Faktoren. Zum zweiten untersucht er die integrationspolitischen Leitbilder und Konzeptionen dieser Politik. Als Ergebnis seiner Untersuchung stellt Magagnoli ein verschwommenes europapolitisches Leitbild fest. So verwundert ein weiteres Resultat nicht, nämlich der Primat des nationalen Interesses gegenüber föderalistischen Idealen. Zum dritten analysiert er, welche gesellschaftlichen und politischen Einflußgruppen die italienische Europapolitik dominiert und wie einzelne Persönlichkeiten und Regierungsstellen diese Politik gestaltet haben. Abschließend fragt Magagnoli nach den Instrumenten der Europapolitik Roms und diskutiert, auf welchen Ebenen versucht wurde, die Integrationsverhandlungen zu beeinflussen. Inhalt: I. Grundzüge der italienischen Integrations- und Europapolitik 1947-1950; II. Ablehnung und Widerstände: 1. Italien und der Pleven-Plan; 2. Die italienische Obstruktion; 3. Verhärtung oder Revision: Die Krise der italienischen Europapolitik. III. Der schwierige Weg zur politischen Gemeinschaft: 1. Der Kurswechsel: Alcide De Gasperi und der Artikel 38; 2. Die Atlantisierung der Gemeinschaft; 3. Die "Konstituierung Europas": Der Spaak-Plan und die Luxemburger Resolution. IV. Wachsende Skepsis: Die Stagnation von EPG und EVG: 1. Das Problem der italienischen Ratifizierung; 2. Staatenbund oder Bundesstaat: Die Europäische Politische Gemeinschaft; 3. Die Krise des "Centrismo". V. Italien, der Fehlschlag der EPG und die Krise der EVG: 1. Die Agonie der EPG; 2. Die italienische Reaktion; 3. Auf der Suche nach der Alternative: Italien und die "solutions de rechange". VI. Die Agonie der EVG: Roms politisches Dilemma: 1. Die innenpolitische Debatte; 2. Mendès-France und das "Verbrechen des 30. August"; 3. Der ungeliebte Kompromiß: Die Verhandlungen über die Westeuropäische Union. VII. Ausblick: Messina und die europäische Relance.
Markus Kaim (MK)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Forschungsgruppe "Sicherheitspolitik", Stiftung Wissenschaft und Politik, Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit, Berlin.
Rubrizierung: 2.61 | 4.22 | 3.7 Empfohlene Zitierweise: Markus Kaim, Rezension zu: Ralf Magagnoli: Italien und die Europäische Verteidigungsgemeinschaft. Frankfurt a. M. u. a.: 1999, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/11115-italien-und-die-europaeische-verteidigungsgemeinschaft_13136, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 13136 Rezension drucken