Skip to main content
Michael Gehler / Maddalena Guiotto (Hrsg.)

Italien, Österreich und die Bundesrepublik Deutschland in Europa/Italy, Austria and the Federal Republic of Germany in Europe. Ein Dreiecksverhältnis in seinen wechselseitigen Beziehungen und Wahrnehmungen von 1945/49 bis zur Gegenwart/A Triangle of Mutual Relations and Perceptions from the Period 1945-49 to the Present

Wien/Köln/Weimar: Böhlau Verlag 2012 (Arbeitskreis Europäische Integration. Historische Forschungen: Veröffentlichungen 8); 670 S.; 79,- €; ISBN 978-3-205-78545-3
Mit diesem Band wird versucht, trilaterale Verbindungslinien in den bisher hauptsächlich bilateral erforschten deutsch-italienisch-österreichischen Beziehungen aufzuzeigen. Er geht auf eine Tagung des Instituts für Geschichte der Universität Hildesheim und des Italienisch-Deutschen Historisches Instituts Trient zurück, die im März 2009 stattfand. Der Großteil der 28 Beiträge ist in deutscher Sprache verfasst, drei in englischer, einer in italienischer; dass der englische Titel gleichberechtigt neben dem deutschen steht, ist rein quantitativ damit nicht gerechtfertigt. Besonders interessant sind die Beiträge, deren Autoren das trilaterale Programm dezidiert aufgreifen. Maddalena Guitto zeigt am Beispiel Alcide De Gasperis, wie sehr dessen enge persönliche Beziehung zu seinen Kollegen Leopold Figl und Konrad Adenauer die italienische Europapolitik mitbestimmte. Dies sei vor allem nach dessen Tod deutlich geworden. In allen drei Ländern machten Schulbücher zu enge normative Vorgaben in Bezug auf die Analyse von Faschismus bzw. Nationalsozialismus, kritisiert Christoph Kühberger. Multiperspektivische Ansätze seien eine große Ausnahme. Antonio Varsori konstatiert, dass die gemeinsamen politischen und wirtschaftlichen Interessen der drei Länder in der Nachkriegszeit überwiegen, auch wenn in der öffentlichen Meinung noch manche Stereotype überlebt haben. Hervorzuheben sind die umfangreiche 50-seitige Bibliografie und das detaillierte Personenregister. Zusammen mit der Fülle der durch die inhaltlichen Beiträge aufgeworfenen Perspektiven erscheint der Band damit als eine gelungene und materialreiche Einführung in die deutsch-italienisch-österreichischen Beziehungen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und ihre Erforschung – auch wenn viele Autoren am eigentlich doch kritisierten bilateralen Ansatz festhalten. Angesichts der in den Beiträgen zum Forschungsstand angemahnten zahlreichen Defizite bereits in den bilateralen Forschungsbeziehungen erscheint die intendierte trilaterale Erweiterung in jedem Fall als sehr ambitioniert.
Martin Munke (MUN)
M. A., Europawissenschaftler (Historiker), wiss. Hilfskraft, Institut für Europäische Studien / Institut für Europäische Geschichte, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 4.2 | 4.21 | 4.22 | 2.61 | 2.4 | 2.23 | 2.35 | 3.1 | 3.7 | 2.25 Empfohlene Zitierweise: Martin Munke, Rezension zu: Michael Gehler / Maddalena Guiotto (Hrsg.): Italien, Österreich und die Bundesrepublik Deutschland in Europa/Italy, Austria and the Federal Republic of Germany in Europe. Wien/Köln/Weimar: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34285-italien-oesterreich-und-die-bundesrepublik-deutschland-in-europaitaly-austria-and-the-federal-republic-of-germany-in-europe_41149, veröffentlicht am 16.02.2012. Buch-Nr.: 41149 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken