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Rolf Verleger

Israels Irrweg. Eine jüdische Sicht

Köln: PapyRossa Verlag 2008; 163 S.; 12,90 €; ISBN 978-3-89438-394-7
Verleger, Mitglied im Direktorium des Zentralrats der Juden in Deutschland, kritisierte anlässlich des Libanonkriegs im Sommer 2006 öffentlich die vorbehaltlose Solidarität des Zentralrats mit Israels Gewaltpolitik. Und er initiierte die Unterschriftenaktion Schalom 5767, auch bekannt als „Berliner Erklärung“, mit der die Unterzeichner die Bundesregierung zu einem Umdenken in ihrer pro-israelischen Haltung aufforderten. Verlegers Engagement löste eine Kontroverse inner- und außerhalb der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland aus, die er mit diesem Buch aufgreift und dokumentiert. „Jüdisch zu sein und pro-israelisch zu sein, das gehört in den Augen vieler Menschen – Juden wie Nicht-Juden – zusammen“ (7), schreibt Verleger und kritisiert diese Haltung aus einem tief ausgeprägten religiösen Selbstverständnis heraus, das er im ersten Teil in einer autobiografischen Skizze über seine jüdische Tradition und sein Verhältnis zu Israel darlegt. In den folgenden Ausführungen über die Geschichte des Zionismus und den israelisch-arabischen Konflikt stellt er den Widerspruch zwischen Judentum und Zionismus heraus. Das gewaltsame Vorgehen Israels gegen die Palästinenser stehe im „Gegensatz zu Gottes Auftrag der Nächstenliebe und zum zentralen Inhalt der jüdischen Religion“ (79). Der zionistische Staat sei für Juden zum Religions- und Identitätsersatz geworden. Ein solcher Nationalismus sei keine Lösung der „Identitätskrise“ des Judentums. „Die Lösung sollte darin liegen, Judentum wieder hauptsächlich als das zu definieren, was es Jahrtausende lang war, nämlich als eine Religion. Dann haben Juden einen Standpunkt, von dem aus sie die Politik ihres jüdischen Staates bewerten, loben und kritisieren können.“ (84) Einen zweiten jüdischen Identitätsersatz sieht Verleger im Anti-Antisemitismus, mit dem er sich – ebenso wie mit dem Antisemitismus-Vorwurf gegen die Kritiker der israelischen Gewaltpolitik – auseinandersetzt. Das Buch bietet eine kompakte Einführung in die komplexe Debatte über den Nahost-Konflikt.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.23 | 2.63 | 2.35 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Rolf Verleger: Israels Irrweg. Köln: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/29525-israels-irrweg_34955, veröffentlicht am 07.11.2008. Buch-Nr.: 34955 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken