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Gideon Botsch / Olaf Glöckner / Christoph Kopke / Michael Spieker (Hrsg.)

Islamophobie und Antisemitismus – ein umstrittener Vergleich

Berlin/Boston: Walter de Gruyter 2012 (Europäisch-jüdische Studien. Kontroversen 1); 265 S.; geb., 69,95 €; ISBN 978-3-11-026510-1
Von Diskriminierungen im Alltag über rechtspopulistische Kampagnen bis zu Gewaltanschlägen – islamfeindliche Aktivitäten sind seit Jahren nicht nur in Deutschland, sondern in nahezu allen europäischen Gesellschaften zu beobachten. Das hat zunächst in den Medien, dann auch in der Wissenschaft zur Diskussion über eine sich ausbreitende Islamophobie in Europa geführt. Maßgeblich waren hier zum einen die Berichte des European Monitoring Centre on Racism and Xenophobia (2002, 2006) und zum anderen Publikationen des Zentrums für Antisemitismusforschung an der Technischen Universität Berlin, die sich mit dem Verhältnis von Antisemitismus und Islamfeindlichkeit befassen. Der mit dieser Perspektive implizit oder explizit vorgenommene Vergleich hat das Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch‑jüdische Studien Potsdam und die Akademie für Politische Bildung Tutzing 2011 zu einer Tagung bewogen, die sich mit Voraussetzungen und Implikationen einer vergleichenden Diskussion von Antisemitismus und Islamfeindlichkeit auseinandersetzte. Ergänzt um weitere vier Beiträge – unter anderem von Micha Brumlik – dokumentiert der Sammelband die Tagung, bei der empirische und konzeptionelle Fragen im Mittelpunkt standen. Einerseits werden aktuelle Befunde islamfeindlicher (Wetzel; Schneiders; Häusler; Schmitt) beziehungsweise antisemitischer Einstellungen und Handlungen (Schwarz‑Friesel/Friesel; Schoeps; Halbinger; Kraft/Freiheit/Spaiser) in Deutschland dargestellt. Andererseits wird die Unschärfe des Konzepts Islamophobie in bisherigen Untersuchungen entschieden problematisiert (Pfahl‑Traughber; Salzborn/Kahlweiß). Gegenüber den von den Veranstaltern der Tagung gehegten Befürchtungen, eine vergleichende Diskussion von Antisemitismus und Islamfeindlichkeit könnte zu einer Nivellierung des historischen Faktums der Judenverfolgung führen, nehmen vor allem Brumlik und Wetzel eine abwägende Position ein: Ein wissenschaftlich seriöser Vergleich kann durchaus auf Ähnlichkeiten zwischen beiden Phänomenen hinweisen, ohne damit konstitutive Unterschiede zu leugnen oder gar eine Identität von Antisemitismus und Islamfeindlichkeit zu behaupten.
Thomas Mirbach (MIR)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.35 | 2.331 | 2.37 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Gideon Botsch / Olaf Glöckner / Christoph Kopke / Michael Spieker (Hrsg.): Islamophobie und Antisemitismus – ein umstrittener Vergleich Berlin/Boston: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35930-islamophobie-und-antisemitismus--ein-umstrittener-vergleich_43128, veröffentlicht am 14.07.2013. Buch-Nr.: 43128 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken