Dass der islamistische Terrorismus eine zunehmende Herausforderung für die europäischen Sicherheitsbehörden darstellt, ist seit den Ereignissen vom 11. September 2001 und diversen weiteren Anschlägen in Europa verstärkt im Bewusstsein verschiedenster Akteure. Dennoch, es gibt weiterhin Forschungsdefizite, denn insbesondere monokausale Erklärungsansätze erweisen sich oftmals als mangelhaft. Mit der Publikation zur zweiten Fachtagung des Austrian Center for Law Enforcement Sciences (ALES) wird ein Diskussionsbeitrag aus Österreich vorgelegt, der die verschiedenen Aspekte aus kultur‑ und politikwissenschaftlicher, rechtswissenschaftlicher sowie sicherheits‑ und polizeistrategischer Forschungsperspektive reflektiert. Insgesamt vier Beiträge und die anschließende Podiumsdiskussion dokumentieren einen abwechslungsreichen Expertenaustausch, der um Differenzierung bemüht ist und sicherheitspolitischen Alarmismus vermeidet. Wolfgang Würz, leitender Kriminaldirektor a. D. des Bundeskriminalamtes, und der Islamwissenschaftler Rüdiger Lohlker geben in ihren empirischen Beiträgen Einblicke in die Strukturen der nationalen und internationalen Szene des dschihadistischen Milieus. Thomas Pankratz, Sicherheitsexperte des Bundesheeres, erarbeitet ein sicherheitsstrategisches Konzept anhand des „zivilisatorischen Hexagon“ von Dieter Senghaas. Auf dessen Grundlage stellt er beispielsweise fest, dass moderne Sicherheitspolitik „auch ökonomische, ökologische, bildungspolitische, soziale und kulturelle Aspekte“ (61) berücksichtigen muss. Farsam Salimi vom Institut für Strafrecht und Kriminologie der Universität Wien stellt eine juristische Evaluation der gesetzlichen Möglichkeiten zur Terrorbekämpfung vor. Dabei eröffnet er einen Einblick in den themenrelevanten österreichischen Rechtsdiskurs. Der inter‑ sowie multidisziplinäre Dialog ist die kompakte Darstellung eines aktuellen Problems und geeignet für die Analyse europäischer Sicherheitsdiskurse sowie für vergleichende Sicherheitsstudien.