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Steffen Minter

Irregular Immigration. An Economic Analysis of Policies in the EU

Tübingen: Mohr Siebeck 2015 (Beiträge zur Finanzwissenschaft 33); XII, 187 S.; brosch., 69,- €; ISBN 978-3-16-152919-1
Diss. Freiburg; Begutachtung: D. K. Tscheulin, T. Krieger. – In einer Zeit, in der immer mehr Menschen, die als Flüchtlinge nach Europa zu kommen versuchen, das Festland – wenn überhaupt – nur tot erreichen, und in einer Zeit, in der die Aufarbeitung einer solchen Ungeheuerlichkeit europäischer Politik – wenn überhaupt – in der Kunst stattfindet, ist jeder Versuch der Auseinandersetzung mit der europäischen Immigrationspolitik zweifelsohne willkommen. Dass es sich dabei um eine ökonomische Analyse handelt, die noch dazu in einer Reihe zur Finanzwissenschaft erscheint, passt hier durchaus in die Zeit. Steffen Minter geht in seiner Studie folgender Frage nach: „Angenommen, dass die Aufnahmeregion illegaler Immigration aus mehreren Ländern besteht, die miteinander durch freien Grenzverkehr verbunden sind, wie beeinflussen dann Spillover‑Effekte über die Landesgrenzen die jeweiligen Politiken zu illegaler Immigration und, darüber hinaus, ist es möglich, an einem dezentralen politischen Regelungsversuch festzuhalten oder ist eine – künftige – Zentralisierung politischer Kompetenzen erforderlich?“ (6) Der Autor kommt im Rahmen ökonomischer Modellrechnungen, die unter anderem Negativsalden durch von Migranten verursachte Verschiebungen auf dem Arbeitsmarkt und Steuermehraufwendungen etwa für den Unterhalt und Ausbau von Grenzanlagen berücksichtigen, zu der grundsätzlichen Einschätzung, dass zur effektiven Abwehr weiterer Flüchtlingszuzüge eine Zentralisierung der entsprechenden Bemühungen auf europäischer Ebene wünschenswert sei. Minters Szenario, das erstmalig nicht nur einzelne, sondern eine Gruppe mehrerer voneinander durch freien Grenzverkehr abhängiger und sich wechselseitig beeinflussender Staaten abbildet, erweist sich damit als politisch hoch interessant. Denn, so seine Argumentation, für die Bewahrung künftiger politischer Handlungsfähigkeit sei angesichts weiter wachsender Flüchtlingsströme eine Entwicklung weg von intergouvernementaler Kooperation und hin zu mehr Supranationalität schlichtweg unabdingbar. Und die Flüchtlinge? Sie sterben weiter an den dann noch besser bewachten europäischen Verteidigungsanlagen. – Da Minter diese Problematik – seinem Ansatz geschuldet und insofern durchaus legitim – ausblendet, wird man indes nicht umhin können, die Arbeit als politisch wesentlich zu kurz greifend zu charakterisieren.
{LEM}
Rubrizierung: 3.54.42 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Steffen Minter: Irregular Immigration. Tübingen: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38663-irregular-immigration_45285, veröffentlicht am 23.07.2015. Buch-Nr.: 45285 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken