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M. Allafi / S. Allafi

Iran – Islamistischer Wirrwarr kontra Demokratie?

Frankfurt a. M.: Glaré Verlag 2014 (Der andere Orient 31); 180 S.; 24,90 €; ISBN 978-3-930761-86-9
Wer oder was ist und was will eigentlich der Iran? Wer auf eine solche Frage eine konzise und erhellende Antwort zu formulieren weiß, braucht dieses Buch sicherlich nicht in die Hand zu nehmen. Für alle anderen sei der regimekritisch akzentuierte Band durchaus empfohlen: „Unser Buch soll ein wenig Licht in diesen Tunnel bringen. Es zeigt wie es kommen konnte, dass die iranische Bevölkerung gegenüber einer kleinen Gruppe von Entführern so hilflos erscheint. Worum geht es diesem Regime, das sich permanent auf den schiitischen Islam beruft? Wer sind die Akteure, die das islamistische Schauspiel immer wieder und abermals inszenieren? Wovon lebt und wodurch überlebt das Regime?“ (8) Der rote Faden, der sich dabei durch die Analyse zieht, ist jener, der die strikte Opposition von Islamismus und Demokratie thematisiert. Dieser Konflikt ist heute aus Sicht der Autoren deswegen so virulent, weil in der Vergangenheit immer wieder versäumt worden sei, eine echte Demokratisierung des Landes – noch dazu im Verbund mit reformbereiten Vertretern des Islams – voranzutreiben. Stattdessen haben sich die Fundamentalisten durchsetzen können, was katalytisch für die Präsidentschaft Ahmadinedschads und dessen populistischen Regierungsstil gewirkt habe. Nach dem Ende der Amtszeit Ahmadinedschads sehen die Autoren nunmehr verstärkt Nepotismus und Ökonomisierungstendenzen am Werk, die sie zusammengenommen als „neoliberale Wirtschaftspolitik islamistischer Prägung“ (116) bezeichnen. – Und wohin geht nun die Entwicklung? Die Autoren blicken für das Land in eine ungewisse Zukunft: Die Iranerinnen und Iraner hätten schon oft in der Geschichte die Erfahrung gemacht, Diktatoren gewaltsam zu vertreiben. Warum sollten sie sich nicht auf diese Erfahrung besinnen? Damit ist auch klar: Die für die regionale Stabilität so wichtige Macht Iran hat, folgt man der hier vorgestellten Diagnose, kaum das Potenzial, jenseits der internen Konflikte noch nach außen für Stabilität zu sorgen.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.632.222.232.25 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: M. Allafi / S. Allafi: Iran – Islamistischer Wirrwarr kontra Demokratie? Frankfurt a. M.: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37808-iran--islamistischer-wirrwarr-kontra-demokratie_46183, veröffentlicht am 20.11.2014. Buch-Nr.: 46183 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken