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Michael Lüders

Iran: Der falsche Krieg. Wie der Westen seine Zukunft verspielt

München: C. H. Beck 2012; 175 S.; 14,95 €; ISBN 978-3-406-64026-1
Es gibt Experten, die das Kunststück beherrschen, die Wirklichkeit auf den Kopf zu stellen. Michael Lüders ist einer von ihnen und ausgestattet mit klaren Feindbildern: die „israelische Regierung, die Israel Lobby oder Washingtons Neokonservative“ (81). Dafür ist Lüders ein Ahmadinedschad-Versteher – nicht, dass der iranische Präsident alles richtig mache, aber der Westen verstehe den iranischen Präsidenten einfach falsch. Zwar sei es eine „inakzeptable Leugnung“ (69), wenn Ahmadinedschad vom Holocaust spreche, aber er tue das doch nur, weil er seiner „einheimischen Klientel“ (69) vermitteln wolle, dass er sich keinem Druck beuge. Lüders ist zudem davon überzeugt, dass das Ziel der Hardliner in Iran „nicht die Vernichtung Israels, sondern ein neu zu schaffender Staat ‚Palästina‘ ohne jüdische Vorherrschaft über Araber und Muslime“ (67) sei. Tatsächlich werden aber seit über 33 Jahren die iranischen Politiker nicht müde, von „Groß-Palästina“ zu sprechen und in verschiedenen Varianten das Ende und die Vernichtung Israels zu fordern. Ayatollah Khomeini hatte dies schon Jahre vor der Gründung der islamistischen Diktatur des Iran getan. Dies alles ist aber für Lüders kein Thema. Er verharmlost die Gewalt und den Terror gegen Israel, wenn er schreibt, dass die Palästinenser nur aus „Frustration“ (159) handeln. Daher ist es für ihn ganz logisch, dass die iranische Regierung „Hamas und Hisbollah“ (68) unterstützt, um das Ziel der Errichtung eines palästinensischen Staates zu erreichen. Für Lüders sind die Israelis prinzipiell schuld, denn: „Der Staat Israel entstand auf Kosten der Palästinenser.“ (155) Die Tatsache, dass die arabische Welt und die Palästinenser niemals bereit gewesen sind, Israels Fortschritt als Motor ihrer eigenen Entwicklung zu betrachten, ist geradezu ein Tabuthema für Lüders. Seine politischen Vorurteile sind zutiefst verankert, es gibt nur Kriegstreiber, die die Gründung eines palästinensischen Staates verhindern und einen Krieg gegen den Iran führen wollen. Fazit: Ein Krieg ist immer eine Katastrophe, aber Lüders ist kein Kriegsgegner, denn er ist noch nicht einmal bereit, die Ursachen eines potenziellen Krieges zu erkennen.
Wahied Wahdat-Hagh (WWH)
Dr., Dipl.-Soziologe und Dipl.-Politologe.
Rubrizierung: 2.63 | 4.41 Empfohlene Zitierweise: Wahied Wahdat-Hagh, Rezension zu: Michael Lüders: Iran: Der falsche Krieg. München: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35442-iran-der-falsche-krieg_42721, veröffentlicht am 13.09.2012. Buch-Nr.: 42721 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken