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August Pradetto

Intervention, Regimewechsel, erzwungene Migration. Die Fälle Kosovo, Afghanistan und Irak

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2008 (Strategische Kultur Europas 5); 121 S.; 19,80 €; ISBN 978-3-631-58415-6
Der Autor untersucht die Interventionen im Kosovo 1999, in Afghanistan 2001 und im Irak 2003. Diese sieht er in dem weiteren Kontext des Bestrebens der USA, neue globale und regionale Ordnungsrahmen umzusetzen. Er wählt gerade diese Fälle aus, weil sie weder die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft noch die Legitimation durch den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hatten. Es handele sich um militärische Interventionen, die von reinen Friedensmissionen oder zwischenstaatlichen Kriegen zu trennen seien, da sie ein „bewusst genutztes Instrument der Außenpolitik“ (10) seien. Zudem sei neben humanitären Zielen auch ein Regimewechsel angestrebt worden. In der humanitären Begründung liegt für Pradetto der Anlass, die Einsätze unter dem Aspekt der erzwungenen Migration zu untersuchen. Seine Hypothese, dass die Interventionen in den drei Fällen nicht weniger negative Auswirkungen haben als in anderen, ohne humanitäre Ansprüche geführten Kriegen auch, bestätigt sich. Für den Kosovo stellt er fest, dass Vertreibungen, Massenmorde etc. „vielfach erst mit der Intervention Realität“ (30) wurden. In Afghanistan seien zwar anfänglich viele Flüchtlinge heimgekehrt, jedoch „ist eine Ausweitung der Kampfzone auf immer weitere Teile des Landes erfolgt, was die Opferzahlen weiter steigen lässt“ (53). Im Irak sprengte die durch die Intervention verursachte Flüchtlingskrise „die bisherigen Dimensionen“ (76). Zudem haben sowohl der Irak- als auch der Afghanistan-Einsatz antiwestliche Stimmungen und den Terrorismus beflügelt, anstatt gedämpft. Der Autor resümiert, dass die Interventionen in humanitärer, finanzieller und politischer Hinsicht Fehlschläge waren. Für militärische Maßnahmen der Zukunft fordert er, sie einer „folgen-orientierten Ethik“ zu unterwerfen und sie an „Leid-Variablen“ (93) zu messen. Dazu zählt Pradetto u. a. Beeinträchtigungen der körperlichen Unversehrtheit, Zerstörung und Sachschäden, Wirtschaftsschäden, psychologische und politische Folgen.
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 4.41 | 4.42 | 2.61 | 2.63 | 2.68 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: August Pradetto: Intervention, Regimewechsel, erzwungene Migration. Frankfurt a. M. u. a.: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30495-intervention-regimewechsel-erzwungene-migration_36205, veröffentlicht am 05.05.2009. Buch-Nr.: 36205 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken