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Heinz-Gerhard Justenhoven / Hans-Georg Ehrhart (Hrsg.)

Intervention im Kongo. Eine kritische Analyse der Befriedungspolitik von UN und EU

Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer 2008 (Beiträge zur Friedensethik 42); 217 S.; kart., 24,- €; ISBN 978-3-17-020781-3
Die Bürgerkriege im Kongo und an den großen Seen zählen zu den schwersten kriegerischen Auseinandersetzungen, neun afrikanische Staaten waren darin verwickelt, mehr als drei Millionen Menschen sind ums Leben gekommen. Zur Absicherung der ersten freien Wahlen nach über 40 Jahren im Jahr 2006 wurde die seit 1999 im Kongo eingesetzte UNO-Blauhelmmission MONUC durch den auf vier Monate begrenzten EU-Einsatz EUFOR RD Congo unterstützt. Nach der Operation Artemis (2003) war dies die zweite autonome EU-Intervention im Rahmen der Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Wie sind diese Befriedungsaktionen politisch, rechtlich und ethisch zu bewerten? Diese Frage war das Thema einer gemeinsam vom Institut für Theologie und Frieden und dem Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg veranstalteten und mit diesem Band dokumentierten Tagung. Im Mittelpunkt stand die Frage nach den Zielen und Interessen, nicht nur von EU und UN, sondern von allen für das Konfliktgeschehen relevanten internen wie externen Akteuren. Dabei kommen die Autoren zu unterschiedlichen Einschätzungen. Vor dem Hintergrund der widerstreitenden Interessenlagen der lokalen Akteure wurde nach Ansicht von Dominic Johnson der Einfluss der EU-Eingreiftruppe auf die kongolesische Innenpolitik „vermutlich im Positiven wie im Negativen überschätzt“ (29). Aus verantwortungsethischer Perspektive sieht Erhart die EU und die UN mit ihren Befriedungskonzepten „auf dem richtigen Weg“ (142). Jedoch seien der Kongo und die internationale Gemeinschaft noch weit davon entfernt, die tiefergehenden Ursachen der Gewalt zu überwinden, so Wolfgang Lienemann in seiner rechtsethischen Betrachtung. Denis M. Tull legt überzeugend dar, dass dem Befriedungs- und Staatsaufbaumodell drei falsche Annahmen – für die sich zum Teil auch in den übrigen Beiträgen Belege finden lassen – zugrunde liegen, darunter die des erfolgreichen Institutionentransfers nach Afrika. Tull plädiert am Ende aber nicht gegen Interventionen, sondern für Interventionen mit bescheideneren Zielen und „richtigen Prioritäten“ (77).
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.41 | 3.6 | 2.67 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Heinz-Gerhard Justenhoven / Hans-Georg Ehrhart (Hrsg.): Intervention im Kongo. Stuttgart: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30361-intervention-im-kongo_36032, veröffentlicht am 31.03.2009. Buch-Nr.: 36032 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken