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Ulrich Dolata / Jan-Felix Schrape (Hrsg.)

Internet, Mobile Devices und die Transformation der Medien. Radikaler Wandel als schrittweise Rekonfiguration

Berlin: edition sigma 2013; 382 S.; 29,90 €; ISBN 978-3-8360-3588-0
Ulrich Dolata und Jan‑Felix Schrape stellen eine Frage, die eigentlich ein Gemeinplatz geworden ist: Wie haben die immer noch neu genannten Kommunikations‑ und Informationsmöglichkeiten durch das Internet die Medienlandschaft verändert? Sehr stark, möchte man antworten und damit das Buch wieder aus der Hand legen. Allerdings lohnt sich ein zweiter Blick, denn den Herausgebern ist es gelungen, Analysen zu sammeln, die detailreich den einzelnen Sektoren der öffentlichen Medienlandschaft gewidmet sind. Diese werden jeweils dahingehend geprüft, wie genau sie sich unter dem Einfluss des Internets gewandelt haben. Dabei ist der Band in drei Schwerpunkte gegliedert. Der erste Teil widmet sich Mediensektoren und bringt Fallstudien zu Musikindustrie, Buchhandel und wissenschaftlichem Verlagswesen. Der zweite Teil thematisiert die Medienökonomie und stellt Fragen nach Wertbildungs‑ und Realisierungsprozessen, die wieder anhand von Fallstudien (u. a. zu Glücksspielen) konkretisiert werden. Im dritten und letzten Teil geht es schließlich um den Wandel der Medienöffentlichkeit, das Verhältnis von (klassischen) Massenmedien und Social Media, aber auch um seltener thematisierte Bereiche wie den Wandel in der Wissenschaftskommunikation. Entstanden ist der Sammelband im Zusammenhang mit einer Tagung der Sektion Wissenschafts‑ und Technikforschung der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS). Eine Besonderheit ist, dass die Autoren und Autorinnen sich darüber hinaus zu einem Workshop zur Vorbereitung der Publikation getroffen haben. Das ist dem Band deutlich anzumerken. So wird nicht nur jeder der drei thematischen Abschnitte von einem Text eingeleitet; die Beiträge sind auch von seltener Kohärenz. Insgesamt führen sie für jeden der untersuchten Sektoren aus, dass der durch das Internet eingeleitete Wandel nicht revolutionär, sondern als Transformation stattfindet. Für den Bereich der Wissenschaftskommunikation konnte sowohl für das Verlagswesen (durch Heidemarie Hanekop und Volker Wittke) als auch für sogenannte Web‑2.0‑Dienste (durch René König) nachgewiesen werden, dass ein langsamer Wandel stattfindet, der von einer „erstaunlichen Resistenz“ (276) des etablierten Systems kündet. Auch für andere untersuchte Bereiche ist eher von Komplementarität denn von Substituierung zu sprechen, denn eine „funktional differenzierte Gesellschaft bleibt auf erwartungssichere und übergreifend rezipierte Selektionsstellen angewiesen, die unspezifische bzw. synthetisierende Bezugsgrundlagen in der allgemeinen Kommunikation liefern“ (296).
Sonja Borski (SBO)
Dipl.-Politologin, wiss. Mitarbeiterin. Institut für Politikwissenschaft, Zentrum für die Didaktiken der Sozialwissenschaft, Universität Bremen.
Rubrizierung: 2.3332.343 Empfohlene Zitierweise: Sonja Borski, Rezension zu: Ulrich Dolata / Jan-Felix Schrape (Hrsg.): Internet, Mobile Devices und die Transformation der Medien. Berlin: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35799-internet-mobile-devices-und-die-transformation-der-medien_43461, veröffentlicht am 07.03.2013. Buch-Nr.: 43461 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken