Wulf konzentriert sich auf einen weniger untersuchten Gesichtspunkt im Konzept der so genannten „neuen Kriege“: die von ihm bewusst überzeichnet etikettierten „neuen Streitkräfte“. Diese seien vor allem durch zwei Entwicklungen charakterisiert: Erstens durch eine Internationalisierung von Organisation und Struktur, beispielsweise hinsichtlich multi- oder sogar supranationaler Einsätze im Rahmen von VN- oder EU-Missionen. Und zweitens durch ein „Outsourcing“ im Sinne einer Privatisierung der Gewalt von oben, also einer Delegierung genuin staatlicher Aufgaben im Bereich der Sicherheitspolitik an private Militärfirmen. Angesichts dessen warnt Wulf – bei allen möglichen organisatorischen und finanziellen Vorteilen – vor einer Bedrohung des etablierten staatlichen Gewaltmonopols: „Dies ist besonders besorgniserregend, da weder die Akteure auf den Gewaltmärkten, noch die privaten Militär- und Sicherheitsfirmen einer demokratischen Kontrolle unterliegen“ (28). Marktliberalisierungen und Effizienzbestrebungen seitens der Regierungen und Nichtregierungsorganisationen auf dem militärischen Sektor dürften die zivile und demokratische Kontrolle militärischer Einsätze nicht schwächen oder unmöglich machen. Das gefährdete Gewaltmonopol, so Wulf, müsse deshalb über den nationalstaatlichen Rahmen hinaus weiter entwickelt werden. Dazu nennt er das Konzept einer Balance aus ziviler Kontrolle und notwendiger Autonomie professioneller Streitkräfte in einer an „Good Governance“ orientierten Weltinnenpolitik, deren Gewaltmonopol sich künftig aber mehrstufig auf lokaler, nationaler, regionaler und globaler Ebene legitimieren und manifestieren solle.