Internationale Schiedsgerichtsbarkeit. Ethische Norm und Rechtswirklichkeit
Theolog. Diss. Freiburg i. Br.; Gutachter: E. Schockenhoff, N. Glatzel. – Kann die internationale Schiedsgerichtsbarkeit ein verpflichtendes Mittel zwischenstaatlicher Selbstregulierung sein? Diese Frage untersucht Justenhoven in drei Schritten. Im ersten Teil rekonstruiert er die Begründung der ethischen Forderung zur Errichtung einer internationalen Schiedsgerichtsbarkeit in der neueren kirchlichen Friedensethik. Er stellt die Positionen einiger Päpste – von Leo XIII. bis zu Johannes Paul II. – dar. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie die Forderung, zwischenstaatliche Konflikte durch eine internationale Gerichtsbarkeit zu lösen, in der Systematik der kirchlichen Friedensethik begründet wird. Im zweiten Teil wird die theoretische Debatte über die internationale Schiedsgerichtsbarkeit in der Neuzeit nachgezeichnet. Sie beginnt an der Schwelle zwischen Mittelalter und Frühneuzeit und erstreckt sich bis zum Vorabend der Institutionalisierung internationaler Schiedsgerichtsbarkeit. Die Frage, inwieweit in dem Prozess von der Errichtung des Haager Ständigen Schiedshofes über den Ständigen Internationalen Gerichtshof des Völkerbundes bis zum Internationalen Gerichtshof der Vereinten Nationen die Grundidee der zwischenstaatlichen Konfliktregulierung auf der Basis des Rechts realisiert worden ist, beantwortet der Autor im dritten Teil. Schließlich stellt er die Ideen der kirchlichen Friedensethik zu dieser Thematik denen der Rechtsphilosophie Otfried Höffes gegenüber. Justenhoven ist Direktor des Instituts für Theologie und Frieden in Hamburg – eine wissenschaftliche Einrichtung des Katholischen Militärbischofsamtes.