Internationale Gerichtsbarkeit als Instrument friedlicher Streitbeilegung. Von einer empirisch fundierten Theorie zu einem innovativen Konzept
Politikwiss. Diss. Hamburg; Gutachter: D. S. Lutz. - Die Arbeit ist am Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik der Universität Hamburg entstanden und thematisiert erstmals mit sozialwissenschaftlichen Methoden (u. a. 30 hochkarätige Experteninterviews) die Bedeutung der inzwischen zahlreichen internationalen (Schieds-)Gerichtshöfe bei der „Zivilisierung" von Politik. Die Relevanz des Themas ergibt sich vor dem Hintergrund, dass die Kontroverse um den Zusammenhang von Demokratie und Frieden in der Friedens- und Konfliktforschung neuerlich entbrannt ist. Schneider gibt zunächst einen historischen Abriss mit handbuchartiger Darstellung der wichtigsten internationalen Gerichte von der Völkerbundsära bis hin zur jüngsten Errichtung des See- beziehungsweise Strafgerichtshofes. Den Schwerpunkt ihrer beachtlichen Arbeit bildet dann die empirisch-analytische Auswertung der gesamten IGH-Judikatur von 1947-2001 (100 Fälle). Dabei greift Schneider auf den (Neo-)Realismus, den Institutionalismus und den (Demokratischen) Liberalismus zurück. Sie kommt zum Ergebnis, dass die Bereitschaft zur gerichtlichen Streitbeilegung mit der Bedeutung des Streitgegenstands sinkt; vor allem aber ist die Befolgung von Gerichtsurteilen weder abhängig von der machtpolitischen Größe eines Staates noch von seinem politischen System. Auch Kleinstaaten und die „gerichtsfreundlichen" Demokratien sind insofern nicht rechtstreuer und damit friedlicher. Abschließend diskutiert Schneider die Konsequenzen, die sich hieraus für eine Reform ergeben.