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Michael Männel

Intellektuellen-Weltbilder und postkommunistische Transformation. China und Russland in vergleichender Perspektive

Berlin: Logos Verlag 2015; X, 279 S.; 39,- €; ISBN 978-3-8325-4083-8
Diss. – Michael Männel erforscht die Ursachen der unterschiedlichen Wege, die China und Russland in ihrer postkommunistischen Systemtransformation eingeschlagen haben. Dazu bildet er die Hypothese, „dass der Systemwandel durch unterschiedliche Intellektuellen‑Weltbilder beeinflusst wurde“ (11). Schwerpunktmäßig gilt die Analyse daher der „Bedeutung der Intellektuellen als Ideengeber für die Transformation unter Berücksichtigung der kulturellen Eigenständigkeit der beiden Länder“ (9). Das Buch besteht aus fünf Kapiteln. Zunächst werden die theoretischen und methodischen Grundlagen behandelt, wobei der Autor im Rückgriff auf Max Webers Theorie der Weltbilder den Forschungsansatz des diskursiven Institutionalismus anwendet. Dieser erklärt institutionellen Wandel durch Ideen und deren diskursive Verarbeitung durch die beteiligten Akteure. Darauf aufbauend schält das zweite Kapitel die Divergenzen zwischen beiden Transformationspfaden anhand von acht Kategorien wie etwa ‚natürlicher Zustand/Urzustand‘, ‚Mittel der gesellschaftlichen Veränderung‘, ‚Staatsverständnis‘, ‚Rolle der Bevölkerung im Transformationsprozess‘, ‚Lernbereitschaft‘ und ‚Kompromissbereitschaft‘ idealtypisch heraus. Das dritte Kapitel enthält einen Abgleich der zuvor erarbeiteten Unterschiede mit den traditionellen Weltbildern der jeweiligen Intellektuellen‑Gruppen, wobei Männel der konfuzianischen Weltsicht der chinesischen Literaten‑ und Beamtenschicht das Weltbild des russisch‑orthodoxen Christentums in seiner atheistischen Wendung durch die revolutionäre russische Intelligenzija gegenüberstellt. Anschließend wird im vierten Kapitel die Rolle der Intellektuellen im Transformationsprozess erörtert, aber auch deren Verhalten in der vorrevolutionären Phase sowie in der Hochzeit des (revolutionären) Kommunismus betrachtet. Im letzten Abschnitt überprüft der Autor die Kontinuität und den Wandel der Intellektuellen‑Weltbilder. Im Schlussresümee sieht er die Eingangshypothese als verifiziert an. Es habe sich gezeigt, „dass die Intellektuellen‑Weltbilder in den Transformationsprozessen Chinas und Russlands tatsächlich als Weichensteller dienten“ und damit die Wege vorgaben, auf „denen sich dann das interessenbasierte und an Strukturgegebenheiten gebundene Handeln fortbewegte“ (257).
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Rubrizierung: 2.22.622.682.232.24 Empfohlene Zitierweise: Ulrich Heisterkamp, Rezension zu: Michael Männel: Intellektuellen-Weltbilder und postkommunistische Transformation. Berlin: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39266-intellektuellen-weltbilder-und-postkommunistische-transformation_47866, veröffentlicht am 14.01.2016. Buch-Nr.: 47866 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken