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Berenice Ahr

Integration von Infrastrukturen in Europa im historischen Vergleich. Band 2: Telekommunikation (Telefonie)

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2013 (Schriftenreihe des Instituts für Europäische Regionalforschungen 16); 428 S.; 79,- €; ISBN 978-3-8487-0088-2
Diss. Siegen; Begutachtung: G. Ambrosius, C. Henrich‑Franke. – Das Ziel der Schriftenreihe ist es, historisch orientierte Arbeiten zur Europaforschung vorzustellen, die wirtschafts‑ und sozialwissenschaftlich relevante Aspekte mit historisch‑hermeneutischen Quellenanalysen verbinden. Dieser Band der Reihe beleuchtet anhand von ausgewählten Fallbeispielen den Integrationsprozess im drahtgebundenen Fernmeldewesen in Europa. Er dokumentiert ein abgeschlossenes Teilprojekt des DFG‑geförderten Gesamtprojekts „Integration von Infrastrukturen in Europa vor dem Ersten und nach dem Zweiten Weltkrieg im Vergleich“ (für einen generellen Überblick über Inhalt und Ziele des Projekts siehe Buch‑Nr. 44380). Für die Untersuchung aller zum Gesamtprojekt gehörenden Teilprojekte wurden dieselben Analysekriterien verwandt, um einen synchronen und diachronen Vergleich der Ergebnisse zu ermöglichen. Entsprechend analysiert Berenice Ahr die Strukturen, Akteure, Prozesse und Inhalte der Integration von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis 1914 sowie von 1945 bis in die 1970er‑Jahre anhand von historischen Quellen, die sie in zahlreichen Archiven in Europa gesichtet hat. Wie Ahr feststellt, war die nationale (anhand der Beispiele Großbritannien, Frankreich und Belgien) und internationale (anhand der Beispiele der Fernsprechverbindung London‑Brüssel, London‑Paris sowie deren Ausweitung auf die Provinzen) Integration des elektronischen, drahtgebundenen Fernmeldewesens im ersten Untersuchungszeitraum durch zentrale und vorrangig staatliche Akteure, durch flexibel (im Sinne von nicht modellhaft geordnet) gestaltete Prozessabläufe sowie durch vertraglich fixierte (Internationaler Telegraphenvertrag) und völkerrechtlich verbindliche Standards geprägt. Auch innerhalb des zweiten Untersuchungszeitraums herrschte eine klar erkennbare Dominanz staatlicher Fernmeldemonopole, die bemüht waren, bestehende Standards anzugleichen beziehungsweise neue zu vereinbaren. Wegen der zunehmend komplexer werdenden Technik und des notwendigen Aufbaus von Organisationen wurden immer mehr Experten hinzugezogen, die sich oftmals untereinander kannten und häufig auch informelle Absprachen trafen. In ihrem letzten Kapitel vergleicht die Autorin beide Epochen ausführlich miteinander und findet viele Gemeinsamkeiten, etwa die einflussreiche Rolle der nationalen Verwaltungen sowie den ordnungsrechtlichen Rahmen bestimmende Grundprinzipien (Territorialitätsprinzip und Kooperationsverbot) zwischen ihnen.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.61 | 2.263 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Berenice Ahr: Integration von Infrastrukturen in Europa im historischen Vergleich. Baden-Baden: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36322-integration-von-infrastrukturen-in-europa-im-historischen-vergleich_44097, veröffentlicht am 24.10.2013. Buch-Nr.: 44097 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken