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Manfred Oberlechner / Gerhard Hetfleisch (Hrsg.)

Integration, Rassismen und Weltwirtschaftskrise

Wien: Braumüller 2010 (Sociologica 14); XVI, 458 S.; kart., 26,90 €; ISBN 978-3-7003-1733-3
Infolge der Weltwirtschaftskrise haben sich die Jobchancen von Migranten in den OECD-Ländern deutlich verschlechtert. Das gilt auch für junge Menschen mit Migrationshintergrund, bei denen eine höhere Arbeitslosigkeit zu verzeichnen ist als bei anderen Jugendlichen. Vor diesem Hintergrund untersuchen Autoren unterschiedlicher Wissenschaftsdisziplinen anhand der österreichischen Innenpolitik die Veränderung gesellschaftlicher Werte seit Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise. Sie formulieren die These, dass die Krise die Ungleichheitspraxis verschärft hat und widmen sich dem Zusammenhang zwischen Wirtschaft, Migration, Integration, Rassismus und Arbeitsmarkt. Die Ursachen der Weltwirtschaftskrise sind das Thema des ersten Abschnitts. Diese sieht Stephan Schulmeister als Ausdruck und Ergebnis des „Wandels von realkapitalistischen zu finanzkapitalistischen Rahmenbedingungen“ (1), der sich seit den 70er-Jahren vollziehe und Politik und Wirtschaft noch immer bestimme. Regionale Aspekte stehen im Blickpunkt des folgenden Teils, in dem Gudrun Biffl beschreibt, mit welchen Schwierigkeiten jugendliche Migranten auf dem Tiroler Arbeitsmarkt zu kämpfen haben. Vor allem beim Übergang von der schulischen zur beruflichen Ausbildung greife „ein Bündel ‚subkutaner’, informeller bis formeller diskriminierender Praxen ineinander“ (XIII), wie in Studien der Internationalen Arbeitsorganisation nachgewiesen worden sei. Ganz unterschiedliche Facetten der Rolle des Islams in der gesellschaftlichen Debatte stehen im Blickpunkt von Part drei: So beobachtet Tarafa Baghajati in Österreich wie auch in anderen europäischen Ländern eine Verschiebung von einer Ausländer- hin zu einer Islamdebatte. Eindeutig als rassistisch wahrzunehmende Pauschalierungen seien heute nicht „salonfähig, wenn sie gegen ‚die Ausländer’ gerichtet sind“ (288). Fremdenfeindliche Haltungen von Abwehr und Ausgrenzung suchten sich andere Zielgruppen, Muslime „avancierten“ so zum „willkommenen Feindbild“ (289). Philipp Sonderegger führt aus, „wie in der österreichischen Innenpolitik durch Ethnisierung das Lösen von Verteilungskonflikten behindert und damit die Demokratie in Gefahr gebracht“ (365) worden sei: Wirtschaftliche Machteliten haben sich Zugang zu politischen Entscheidungen verschafft und versuchten die Lösung des Verteilungskonflikts zu behindern. Dabei bedienten sie sich der Debatte über „kriminelle Asylbewerber“ (365) und griffen die der Demokratie zuwiderlaufende Debatte der „Ethnisierung“ (366) von Migranten auf. Entscheidend sei es, so die Empfehlung des Autors, „Heterogenität als Normalfall“ zu akzeptieren, eigene Interessen zu benennen, fremde anzuerkennen und gemeinsam nach Kompromissen zu suchen. Letzteres hält Sonderegger für die „demokratische Schlüsselkompetenz“ (381).
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.4 | 2.23 | 4.42 | 4.43 | 2.263 | 3.5 | 5.46 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Manfred Oberlechner / Gerhard Hetfleisch (Hrsg.): Integration, Rassismen und Weltwirtschaftskrise Wien: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32154-integration-rassismen-und-weltwirtschaftskrise_38352, veröffentlicht am 29.03.2012. Buch-Nr.: 38352 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken