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Rastislav Báchora / Katharina Leitner / Hanns Matiasek

Integration im Schützengraben. Personen mit Migrationshintergrund beim Militär im Kontext des sozialen Friedens

Wien/Köln/Weimar: Böhlau Verlag 2013 (Internationale Sicherheit und Konfliktmanagement 8); 215 S.; 29,90 €; ISBN 978-3-205-78902-4
Wenn der häufig verwendete Satz zutrifft, dass Streitkräfte einen Spiegel der Gesellschaft darstellen, so stehen auch sie vor der Herausforderung, dass Integration in ihren Reihen gelingen muss. Die Politikwissenschaftler Rastislav Báchora und Hanns Matiasek untersuchen vor diesem Hintergrund gemeinsam mit der Sozial‑ und Kulturanthropologin Katharina Leitner, welche „gesellschaftspolitischen Überlegungen und Notwendigkeiten, aber auch konkreten Strategien und Konzepte, zur Integration von Menschen mit Migrationshintergrund beim Militär“ (25) eine Rolle spielen. Dabei stellen sie einen Vergleich zwischen Österreich, Deutschland, Schweden und Großbritannien an. Mithilfe eines ambitionierten Fragenkataloges ermitteln sie die Bedeutung der Kriterien der Wahrung des sozialen Friedens, die Einsatzbereitschaft und das Vorhandensein konkreter Strategien zur Gewinnung von Bewerber_innen mit Migrationshintergrund. Die Studie basiert auf einem qualitativen sozialwissenschaftlichen Methodenmix, der neben der Primär‑ und Sekundärquellenauswertung auch qualitative Interviews mit Soldat_innen in den verschiedenen Staaten umfasst. Nach Báchora et al. unterscheiden sich nicht nur die Integrationsbegriffe nach Land und Fragestellung, auch die Konzepte vom sozialen Frieden variieren und sind nur vage definiert. Sie drehen sich allerdings im Wesentlichen alle um „Fragen betreffend des Umgangs mit Diversität, Integration, sozialer Gerechtigkeit, demokratischen und rechtstaatlichen Grundlagen in sich rasch wandelnden Gesellschaften“ (47). Es scheint, so lautet ein Ergebnis der Analyse, als würde die Notwendigkeit von Integrationsstrategien nicht in allen untersuchten Armeen gesehen werden – Großbritannien verfügt beispielweise über keine solche Strategie. Auch das in Österreich diskutierte und auf einem realen Fall basierende Problem des „Einschleusen[s] von religiösen ExtremistInnen in das Bundesheer“ (83) findet sich so in keinem anderen Staat und deutet eine potenzielle Versicherheitlichung des Themas Integration an. Da sich der Sammelband besonders an einen österreichischen Interessent_innenkreis richtet, sind die Schlussfolgerungen und von die im finalen Kapitel ausgesprochenen Empfehlungen auch auf die Alpenrepublik zugeschnitten. Trotz dieses Umstands und des irritierenden martialisch daherkommenden Titels bietet die Studie einen gelungenen Einblick in die Integrationsbemühungen von Streitkräften und dürfte auch über Österreich hinaus auf Interesse stoßen.
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Rubrizierung: 4.412.212.3242.42.61 Empfohlene Zitierweise: Christian Patz, Rezension zu: Rastislav Báchora / Katharina Leitner / Hanns Matiasek: Integration im Schützengraben. Wien/Köln/Weimar: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38105-integration-im-schuetzengraben_44348, veröffentlicht am 26.02.2015. Buch-Nr.: 44348 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken