Diss. Tübingen; Gutachter: A. Boeckh. – Um im globalen Wettbewerb konkurrenzfähig zu sein, hat Mexiko im Zuge seiner exportorientierten Wirtschaftsstrategie interessante Instrumente zur Förderung von Wirtschaft, Technologie und Forschung aufgelegt; sie werden aber von den Unternehmen kaum abgefragt, erläutert die Autorin einleitend. Zudem sind unter den Bedingungen der Dezentralisierungs- und Liberalisierungsprozesse der vergangenen beiden Dekaden wesentliche Elemente der Regionalplanung auf die Ebene der Bundesstaaten übergegangen, die damit Spielräume zur Steuerung der eigenen wirtschaftlichen Entwicklung gewonnen haben. Für eine erfolgreiche Innovationspolitik sind daher die Kooperation von lokalen, regionalen und nationalen Entscheidungsträgern sowie die Koordination von politischen Programmen im Mehrebenensystem Mexikos von zentraler Bedeutung. Vor diesem Hintergrund unternimmt die Autorin eine differenzierte Analyse der mexikanischen Innovationspolitik. Dies geschieht mit einer mehrstufigen Analyse, für die sie ökonomische Konzepte (das NIS- und RIS-Konzept des Nationalen bzw. Regionalen Innovationssystems) um politikwissenschaftliche Ansätze erweitert. Letztere umfassen die Systemtheorie (zur Analyse der beiden Teilsysteme der Innovationspolitik, Wirtschaft und Wissenschaft), den Akteurzentrierten Institutionalismus und Governance-Ansätze. Auf dieser Basis untersucht Graf anhand einer qualitativen Fallstudie zu den beiden Bundesstaaten Jalisco und Guanajuato, wie sich das Zusammenwirken von Politikfeld, Institutionen und Akteurskonstellationen auf das Verhalten der gliedstaatlichen Ebene auswirkt. Graf gelangt zu vielschichtigen Befunden und leistet damit einen erkenntnisreichen Beitrag zur Analyse von Macht- und Herrschaftsprozessen in einem hochgradig ausdifferenzierten, von unterschiedlichen Einzelinteressen und Konfliktlinien geprägten Politikfeld.