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Alan Posener

Imperium der Zukunft. Warum Europa Weltmacht werden muss

München: Pantheon 2007; 224 S.; 11,95 €; ISBN 978-3-570-55030-4
Aufbauend auf eine historische Darstellung „gelungener“ und nicht nachahmenswerter Imperien präsentiert Posener die These, die Europäische Union werde sich in ein Imperium verwandeln, ob sie wolle oder nicht. Rom und das britische Empire dienen ihm als Beispiele für die zivilisatorische Leistung, die Imperien entfalten können. Der Herrscher der islamischen Welt hingegen hätten nichts aus ihren Möglichkeiten gemacht, ihre Imperien seien ein abschreckendes Beispiel dieser Herrschaftsform. Posener geht es weniger um die missionarische Verbreitung europäischer Wertvorstellungen als vielmehr um eine stärkere Vertretung europäischer Interessen und Verantwortung in der Weltpolitik. Die „Bürde des weißen Mannes“ aus alten Kolonialtagen kommt bei manchem EU-Politiker wieder zum Vorschein, wenn es um die Erweiterung der Union geht, wie Posener klug herausstellt. Längst reicht der Einfluss der EU über ihre Grenzen hinaus: Es gibt privilegierte Partner und Assoziationsabkommen, viele Nicht-EU-Mitglieder nutzen den Euro als Währung. Das Demokratiedefizit der EU scheint aus Sicht des Autors eher nützlich zu sein für ein erfolgreiches imperiales Handeln. Im letzten Teil seines Buches skizziert der Journalist und ehemalige Lehrer Posener die Mächtekonstellation der Zukunft, in der vor allem Russland und Asien eine hervorgehobene Position einnehmen. Poseners Idee vom imperialen Europa ist nicht neu, und so bezieht er sich auch konsequenterweise u. a. auf Herfried Münkler oder Jan Zielonkas Ausführungen zum „neu-mediävalen Imperium“ (119). Bei aller Kritik am gegenwärtigen Zustand der EU beschreibt das Buch die Hoffnung des Autors auf ein stärkeres Europa. Es reiht sich damit ein in eine Vielzahl mehr oder weniger optimistischer Titel, die nach Wegen aus der Krise suchen. Während die meisten von ihnen die Lösung in einem stärkeren Einbezug der europäischen Bürger sehen, blickt Posener nach außen – in imperialen Kategorien spielt der mündige Staatsbürger offenbar nur eine zweit- oder drittrangige Rolle.
Dirk Burmester (DB)
Dr., Politikwissenschaftler, wiss. Angestellter der Freien und Hansestadt Hamburg.
Rubrizierung: 3.1 Empfohlene Zitierweise: Dirk Burmester, Rezension zu: Alan Posener: Imperium der Zukunft. München: 2007, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/28187-imperium-der-zukunft_33147, veröffentlicht am 28.03.2008. Buch-Nr.: 33147 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken