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Michael Gehler / Robert Rollinger (Hrsg.), unter Mitarbeit von Sabine Fick und Simone Pittl

Imperien und Reiche in der Weltgeschichte. Epochenübergreifende und globalhistorische Vergleiche

Wiesbaden: Harrassowitz Verlag 2014; 1.762 S.; 198,- €; ISBN 978-3-447-06567-2
Imperien, Reiche und Weltgeschichte sind Stichworte und Komplexe, die seit einigen Jahren in der deutschen geschichts‑ und politikwissenschaftlichen Forschung eine besondere Konjunktur erfahren. Was bisher aber noch fehlte, war ein Handbuch mit epochenübergreifenden und globalgeschichtlichen Vergleichen. Das erfordert zunächst einige begriffliche Klärungen. Ein Imperium ist dabei im Sinne des Konstanzer Historikers Jürgen Osterhammel „ein großräumiges, hierarchisch aufgebautes, zuweilen mit monarchischer Spitze ausgestattetes Herrschaftsgebilde polyethischer und multireligiöser Art, dessen Verbund durch Administration, Gewaltpotenziale, Zusammenarbeit mit den Einheimischen sowie Elite‑Symbolik und einem Anspruch des Universalismus gewährleistet wird“ (3). Diese Arbeitsdefinition ist für die Geschichte ebenso tragfähig wie für die Politikwissenschaft. Geschichte als Weltgeschichte thematisiert dabei die Vergangenheit in einer globalen, auf Zeitverläufe gerichteten Perspektive. Bei der Globalgeschichte geht es um Interdependenzen zwischen historischen Räumen im Sinne von Interaktionsgeschichte der Menschheit. Ein in zwei Bände von zusammen 1.762 Seiten vorgelegtes Handbuch über Imperien und Reiche vom Altertum bis zur Gegenwart ist deshalb ein ebenso wichtiges wie angesichts der zu erfassenden Komplexität mutiges Unternehmen. Umgesetzt wird es in 60 Beiträgen, die ein Spektrum aufspannen von den altorientalischen Imperien des dritten und frühen zweiten Jahrtausends vor Christus bis zur Gegenwart Chinas. Dabei werden gängige Themen (wie das alte Ägypten, Rom, Byzanz, das Reich Karls V., das napoleonische Empire, das russländische Imperium, das British Empire oder die Sowjetunion und die USA) ebenso behandelt wie nicht gerade bekannte Reiche und Imperien (wie zum Beispiel das Reich von Kusch, Urartu, der aztekische Dreibund oder der Maurya‑Staat). Die damit angedeutete Breite ist jedoch unumgänglich, um ein differenziertes Bild sowohl im historischen Längsschnitt als auch im Querschnittsvergleich zu ermöglichen. Deutlich werden dabei typische und singuläre Phänomene bis hin zur imperialen Überdehnung. Die beiden Bände liefern deshalb auch nicht nur konkrete Analysen einzelner Reiche und Imperien, sondern ergänzen diese in elf allgemeinen Beiträgen, darunter zum imperialen Ordnungskomplex oder zu Idealtypen von Imperien und Hegemonie. Damit liegt ein Handbuch vor, das für die Geschichte ebenso zum Standardwerk werden wird wie zweifelsohne auch für die Politikwissenschaft.
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Rubrizierung: 4.1 | 4.2 | 2.61 | 2.68 | 2.64 | 2.312 | 3.1 Empfohlene Zitierweise: Klaus Kremb, Rezension zu: Michael Gehler / Robert Rollinger (Hrsg.), unter Mitarbeit von Sabine Fick und Simone Pittl: Imperien und Reiche in der Weltgeschichte. Wiesbaden: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37070-imperien-und-reiche-in-der-weltgeschichte_42467, veröffentlicht am 15.05.2014. Buch-Nr.: 42467 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken