Die Beiträge dieses Bandes gehen auf ein Kolloquium der Arbeitsgemeinschaft für Friedens- und Konfliktforschung im Frühjahr 2004 zurück. Dort wurden unterschiedliche theoretische und empirische Aspekte des Konzeptes einer imperialen Ordnung diskutiert. Als Referenzpunkt wählte man die Kräfteverhältnisse in der internationalen Politik angesichts der hervorgehobenen Stellung der USA. In historischer Perspektive fragen die Autorinnen und Autoren vor allem nach den Wirkungen von imperialen Ordnungen: Sind die Vereinigten Staaten das „neue Rom“, das die Welt zu Frieden, Demokratie und Wohlstand führt, wie es zahlreiche amerikanische Intellektuelle und Politiker fordern? Oder steuert damit das internationale System in das Gegenteil, nämlich Recht- und Regellosigkeit? Denn imperiale Ordnungen schaffen zwar oft Frieden, allerdings häufig um den Preis der Freiheit. Umgekehrt ermöglicht die Konkurrenz der Staaten untereinander oft innere Selbstbestimmung, aber um den Preis des Krieges. Das Buch gibt aus der Perspektive der Friedensforschung Antworten auf diese Fragen, die die politische Theorie seit der Antike beschäftigen. Dabei versuchen die Autorinnen und Autoren verschiedener Wissenschaftsdisziplinen nicht nur historische und aktuelle Entwicklungen bzw. Diskurse zu analysieren, sondern auch Alternativen aufzuzeigen, indem sie auf Kants Vision vom „ewigen Frieden“ verweisen und eine Option entwickeln, in der Staaten miteinander friedlich in und unter einer reformierten UNO kooperieren. Zudem fragen sie nach der Wirkung von Konzepten gewaltfreier Gegenmachtbildung und ziviler Konfliktbearbeitung. Aus dem Inhalt: Sabine Jaberg / Peter Schlotter: Imperium - Frieden - Gerechtigkeit: Zur Einführung (7-27) Imperialer Frieden Peter Bender: Pax Romana? Pax Americana? Eine Friedensbilanz imperialer Ordnungen (31-42) Herfried Münkler: Staatengemeinschaft oder Imperium - Alternative Ordnungsmodelle bei der Gestaltung von „Weltinnenpolitik“ (43-59) Diskurse Silke Wenk: Imperiale Inszenierungen? Visuelle Politik und Irak-Krieg (63-93) Lutz Schrader: Diskurse zum „Empire“-Konzept in den Vereinigten Staaten - Eine ideologiekritische Dekonstruktion (94-114) Ingo Take: (Schon) „Empire“ oder (noch) „Hegemon“? Was uns die Hegemonietheorie über die gegenwärtige US-Politik zu sagen hat (115-140) Sonja Buckel: Die Kontrolle der globalen Favelas: Vom Zustand der „Weltinnenpolitik“ (141-158) Militär, Wirtschaft und Recht Gerhard Piper: Das weltweite US-Stützpunktsystem im Wandel (161-184) Hartwig Hummel: Die Weltwirtschaftsordnung und die Hegemonie des „Washington-Konsenses“ (185-202) Martina Haedrich: Die Vereinten Nationen zwischen Instrumentalisierung und friedenspolitischer Selbstbehauptung - Eine völkerrechtliche Untersuchung (203-214) Werner Ruf: Die Erosion kodifizierten Völkerrechts durch die politische Praxis der Staaten (215-235) Gegenstrategien Sylvia Servaes: Gegenmacht, Zivile Konfliktbearbeitung und „neue Kriege“ (239-252) Friederike Habermann: „Widerstand im Bauche des Molochs“ - Die neue Weltordnung reformieren oder verhindern? (253-272) Matthias Gillner: Imperiale Ordnung und Theorien internationaler Gerechtigkeit (273-287) Tanja Brühl: Globale Gerechtigkeit und internationale Institutionen - Der Beitrag der Verfahrensgerechtigkeit zur gerechteren Weltordnung (288-305)