Imperiale Verfassungsgerichtsbarkeit und Föderalismus. Das Judicial Committee of the Privy Council und der BNA Act
Phil. Diss. Düsseldorf; Erstgutachter: H. Boldt. - Die Untersuchung befaßt sich mit einer neben der klassischen Tradition - der Behauptung höherwertigen Rechts gegenüber den Prärogativen von König oder Parlament - zweiten wesentlichen Wurzel heutiger Verfassungsrechtsprechung: der sogenannten imperialen Verfassungsgerichtsbarkeit. Diese intendierte umgekehrt die Durchsetzung der Prärogative des (britischen) Parlaments gegenüber den seinerzeitigen Kolonien und erfuhr eine Bedeutungssteigerung im Zusammenhang mit der Entwicklung des kanadischen Bundesstaates. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht das British Judicial Committee of the Privy Council, das in seinem verfassungsrechtlichen, historischen und politischen Entstehungskontext beleuchtet und in seiner Bedeutung für den speziellen Fall des kanadischen Bundesstaates analysiert wird (anhand der Judikatur zum British North America Act von 1867). Der Autor zeigt auf, wie es dem Committee gelungen ist, dem für die meisten modernen Bundesstaaten charakteristischen unitarischen Trend in Kanada entgegenzutreten. Das Committee entpuppte sich auf diese Art als "Hüter des Föderalismus", "dessen Rechtsprechung die dem kanadischen Staat immanente und lebensnotwendige Föderalisierung bewahrt hat, wenngleich seine Herleitung dieses Prinzips nicht föderalismustheoretisch, sondern rechtspolitisch-imperial verwurzelt gewesen ist" (14 f.).