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René Jainsch

Im Schatten der Talkshows? Der Wandel der Parlamentsberichterstattung in Deutschland und Großbritannien

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2011 (Nomos Universitätsschriften: Politik 181); 175 S.; brosch., 29,- €; ISBN 978-3-8329-6808-3
Diss. TU Dresden; Begutachtung: W. Donsbach, W. J. Patzelt. – Seitdem in Deutschland politische Talkshows im Fernsehen zu sehen sind, werden sie oftmals als eine Art Ersatzparlamente beschrieben, die den Bundestag als Ort der politischen Debatte ablösen. Jainsch fragt, welche Stellung die vermeintlich im Schatten der Talkshows sich befindende Parlamentsberichterstattung in Deutschland und Großbritannien einnimmt. Die vergleichend angelegte Studie ist auf den Bereich der Zeitungen konzentriert. Zu den herausgearbeiteten Unterschieden in der Medienlandschaft zählt u. a. die Wettbewerbssituation. Der Zeitungsmarkt in Großbritannien ist von einem stärkeren Wettbewerbsdruck gekennzeichnet, da er anders als der deutsche Markt nicht regional ausgestaltet ist. Die stärkere Wettbewerbsbetonung in der politischen Kultur des Vereinigten Königreiches lasse auch eine stärkere Boulevardisierung vermuten. Mag dies in anderen Bereichen zutreffen, so erkennt Jainsch für die Parlamentsberichtserstattung in Großbritannien eher den Informationsjournalismus als wirksam an, während in Deutschland stärker der Meinungsjournalismus betont werde. Auffallend sei jedoch in beiden Staaten gleichermaßen, dass die nationalen Parlamente in der Medienberichterstattung nur noch eine Nebenrolle spielten. Diese Entwicklung gehe einher mit einer allgemein geringeren Anzahl an Politikbeiträgen. Neben der quantitativen Entwicklung stellt Jainsch auch auf der qualitativen Ebene eine gleichmäßige Veränderung fest, die Berichte werden grundsätzlich weniger sachlich verfasst. Während in Deutschland vorwiegend die Stilform der Reportage dominiere, seien in Großbritannien „mittlerweile sogar mehr humorvolle und anekdotenhafte Glossen als sachliche Berichte über das Parlamentsgeschehen“ (122) zu lesen. So lasse sich festhalten, dass die Parlamentsberichterstattung in ihrer Entwicklung „nicht nur weniger umfangreich, sondern auch weniger vielfältig, weniger tiefgehend und weniger authentisch“ (123) geworden sei. Nach Ansicht von Jainsch ist es deshalb wichtig, im Bildungsbereich die Medienkompetenz junger Menschen zu stärken.
Arne Arps (AA)
M. A., Doktorand der Politikwissenschaft, Universität Vechta.
Rubrizierung: 2.22 | 2.333 | 2.23 | 2.35 Empfohlene Zitierweise: Arne Arps, Rezension zu: René Jainsch: Im Schatten der Talkshows? Baden-Baden: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34837-im-schatten-der-talkshows_41880, veröffentlicht am 22.03.2012. Buch-Nr.: 41880 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken