Skip to main content
Jewgenij Primakow

Im Schatten der Macht. Politik für Russland. Aus dem Russischen von Fedor B. Poljakov

München: Herbig 2001; 472 S.; 29,90 €; ISBN 3-7766-2258-X
Warum die Memoiren eines russischen Politikers lesen? Weil sie auf subjektive Weise die Politik in Russland transparenter machen. Primakow ist ein Insider der russischen Staatsgeschäfte. Seine Karriere ist symptomatisch für einen großen Teil der politischen Elite Russlands. Er war Journalist bei der "Prawda" und Mitglied des Politbüros der UdSSR. Nach der Wende wurde der Wirtschaftswissenschaftler und Orientalist Leiter des russischen Außenaufklärungsdienstes, Außenminister und schließlich, als die russische Wirtschaft nach der Rubelabwertung am 17. August 1998 am Boden lag, mehr oder weniger zum Posten des Premierministers gedrängt. Es ist verständlich, dass der 1929 in Kiew geborene und im georgischen Tiflis aufgewachsene Primakow etwas ins rechte Licht rücken möchte, denn als Ministerpräsident wurde er alsbald von Jelzins Präsidialadministration marginalisiert und letztendlich entlassen. Sein Nachfolger war der heute amtierende Präsident Wladimir Putin. Dennoch stellen Primakows Erinnerungen keine bittere Abrechnung mit den politischen Kollegen und Widersachern dar. Sie offenbaren keine Sensationen. Der Autor fokussiert, weil er von seinen Erlebnissen und Sonderaufgaben erzählt, die russische Ausprägung im politischen Handeln: "In diesem Buch war es mein Anliegen, jene Prozesse, Phänomene und Personen auszuleuchten, die nicht immer im Mittelpunkt der ausländischen Politiker und Politologen standen. Denn bei deren Betrachtungsweise pflegt eine Reihe von Einzelheiten unterzugehen, ohne die man sich die russische Realität, selbst aus der Nähe, kaum vorstellen kann." (466) Inhaltsübersicht: I. Von Jelzin zu Putin; II. Ein Blick in die Vergangenheit: Dissidenten innerhalb des Systems; III. Der vermeidbare Krieg; IV. Die Paradoxa der Perestrojka; V. Im Außenaufklärungsdienst; VI. Im Außenministerium; VII. Gewalt oder andere Methoden; VIII. Konfliktlösung im Nahen Osten: Ungenutzte Möglichkeiten; IX. Probleme der GUS; X. Der Premierminister; XI. Die "Familie", der Präsident und ich.
Wilhelm Johann Siemers (SIE)
Dipl.-Politologe, Journalist, Redakteur der Sprachlernzeitschrift vitamin de, Florenz.
Rubrizierung: 2.62 | 4.22 Empfohlene Zitierweise: Wilhelm Johann Siemers, Rezension zu: Jewgenij Primakow: Im Schatten der Macht. München: 2001, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/17329-im-schatten-der-macht_19939, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 19939 Rezension drucken