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Nicole Glocke / Peter Jochen Winters

Im geheimen Krieg der Spionage. Hans-Georg Wieck (BND) und Markus Wolf (MfS) Zwei biografische Porträts

Halle (Saale): mdv Mitteldeutscher Verlag 2014; 544 S.; brosch., 19,95 €; ISBN 978-3-95462-253-5
Es ist eine reizvolle Idee, die Leiter gegnerischer Nachrichtendienste in biografischen Porträts einander gegenüberzustellen. Markus Wolf und Hans‑Georg Wieck waren zumindest für kurze Zeit sogar direkte Konkurrenten: Wolf verantwortete zwischen 1952 und 1986 die Hauptverwaltung Aufklärung im Ministerium für Staatssicherheit der DDR und Wieck war von 1985 bis 1990 Präsident des Bundesnachrichtendienstes. Die Grundlage des Porträts von Wieck sind Gespräche, die von dem Autorenduo mit ihm geführt wurden. Das Porträt Wolfs beruht zu einem kleinen Teil ebenfalls auf Gesprächen mit ihm, größtenteils jedoch auf Literatur, Akten und Erinnerungen einiger Familienmitglieder. Die Jugendjahre und die Entwicklung des politischen Bewusstseins beider Männer, ihre beruflichen Anfänge im Auswärtigen Dienst der jungen Bundesrepublik beziehungsweise im sowjetischen Exil werden kenntnisreich dargestellt. Auch die Schilderung des Wirkens von Wolf als Leiter des ostdeutschen Auslandsnachrichtendienstes ist detailliert und umfassend. Die Schilderungen der Zeit Wiecks an der Spitze des westdeutschen Dienstes bieten einige interessante Beobachtungen zum Innenleben des BND. Allerdings bleibt die Darstellung teilweise im Anekdotischen stecken. Mitunter wird Wiecks Perspektive zwar mit gegenläufigen zeitgenössischen Einschätzungen konfrontiert, oft leidet die Darstellung aber unter der unkommentierten Wiedergabe der Wahrnehmung Wiecks sowie Spekulationen der Autorin. Dabei versanden die wirklich spannenden politischen Aspekte, zum Beispiel das Verhältnis der westdeutschen politischen Führung zu ihrem Nachrichtendienst, da letztlich nur die Sicht Wiecks dargestellt wird, der immer wieder den schlechten Ruf und den mangelnden Einfluss der BND‑Analysen beklagt. Insgesamt zeigt sich ein grundlegender Unterschied zwischen den beiden Porträtierten. Wolf war im Gegensatz zu Wieck nicht nur ein für wenige Jahre an leitender Stelle tätiger Beamter, sondern vielmehr eine die DDR mitprägende Person. Ein analytischer Mehrwert durch ihren systematischen Vergleich ist daher nur schwer zu erzielen und ein Versuch dazu wird von den Autoren auch gar nicht erst unternommen. Ungeachtet dessen liegt hier eine anschauliche Schilderung eines bedeutsamen Aspekts deutscher Zeitgeschichte vor.
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Rubrizierung: 2.3 | 2.313 | 2.314 Empfohlene Zitierweise: Christian Becker, Rezension zu: Nicole Glocke / Peter Jochen Winters: Im geheimen Krieg der Spionage. Halle (Saale): 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37921-im-geheimen-krieg-der-spionage_46372, veröffentlicht am 18.12.2014. Buch-Nr.: 46372 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken