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Benjamin Etzold

Illegalisierte Migration in der Flüssigen Moderne. Migranten aus Afrika und die europäische Grenzsicherungspolitik

Berlin: Wissenschaftlicher Verlag Berlin 2009 (Entwicklungsforschung 5); 193 S.; 26,80 €; ISBN 978-3-86573-443-3
Geograf. Diplomarbeit Bonn; Betreuer: H.-G. Bohle. – Der Autor analysiert die Zusammenhänge zwischen der Migration aus Afrika nach Europa und deren Kontrolle durch die Europäische Union. Im Mittelpunkt steht die illegale Migration aus Westafrika nach Spanien. Den Hintergrund der Analyse bildet das Konzept der sogenannten „flüssigen Moderne“, nach dem sich die klaren nationalstaatlichen, ordnenden Strukturen zu Gunsten eines sogenannten leichten Kapitalismus aufzulösen scheinen. Dem gegenüber steht die „feste Moderne“, ein Zustand, in dem die Nationalstaaten klar voneinander abgegrenzt sind. Der Autor schreibt, dass sich die Parallelität von flüssiger und fester Moderne anhand von Globalisierungsbrüchen offenbare, für die das Phänomen der illegalen Migration beispielhaft stehe. In der Organisation und Regulierung globaler Ströme sieht er daher auch das entscheidende Herrschaftsinstrument der flüssigen Moderne. Er vertritt die These, dass die grenzüberschreitende Migration von den Nationalstaaten als eine unerwünschte Bedrohung ihrer eigenen Integrität wahrgenommen werde und diese deshalb versuchten, sie mit restriktiven Maßnahmen zu regulieren. Darüber hinaus würden Migrationsströme durch die spezifische Konstruktion des EU-Außengrenzsystems entsprechend ökonomischer Kriterien stratifiziert. Er kritisiert, dass die von den EU-Mitgliedstaaten verfolgte Migrations(kontroll)politik und die mit ihr verbundenen verstärkten Maßnahmen zur Grenzsicherung die mit der illegalen Migration verbundenen Probleme nur zeitlich und räumlich verlagerten und damit die Verwundbarkeit der Migranten steigerten. Vor diesem Hintergrund sieht er in den Arbeitgebern von irregulären Migranten sowie in Migrations- und Sicherheitsunternehmen die Nutznießer einer Illegalisierung der Migration. Das Paradigma der flüssigen Moderne sei ein hilfreiches Instrument zur Analyse der Konsequenzen der Globalisierung. Für Etzold sind wir Zeitzeugen einer Radikalisierung moderner Prinzipien sowie einer fortgeführten Beschleunigung und räumlichen Entgrenzung.
Marinke Gindullis (MG)
Politikwissenschaftlerin.
Rubrizierung: 4.42 | 3.5 | 2.67 | 2.61 | 2.263 Empfohlene Zitierweise: Marinke Gindullis, Rezension zu: Benjamin Etzold: Illegalisierte Migration in der Flüssigen Moderne. Berlin: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32715-illegalisierte-migration-in-der-fluessigen-moderne_39055, veröffentlicht am 21.09.2010. Buch-Nr.: 39055 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken