
Illegale Einwanderung, Flüchtlingsmigration und das Ende des Nord-Süd-Mythos. Zur funktionalen Äquivalenz des deutschen und des italienischen Einwanderungsregimes
Sozialwiss. Diss. Münster; Gutachter: D. Thränhardt. – Finotelli vergleicht die Migration in Deutschland und Italien. Ihre Studie basiert auf der Annahme der funktionalen Äquivalenz der Einwanderungsregime in Italien und Deutschland. Dabei greift sie den Mythos der Gegensätzlichkeit zwischen Nord und Süd auf: Danach werden dem europäischen Süden häufig große Defizite in der Einwanderungspolitik zugeschrieben, während der Norden als besser organisiert und seine Politik als effizienter beschrieben werden. Trotz Divergenzen bestünden auch Parallelen zwischen Deutschland und Italien: zum einen in dem grundsätzlichen Potenzial, Migranten aufzunehmen, zum anderen hinsichtlich der Herkunft der Flüchtlinge. Anfänglich beschreibt Finotelli das deutsche und das italienische Einwanderungsregime unter Einbezug der historischen Gegebenheiten, die den Zustrom von ausländischen Migranten sowie die nationale Einwanderungspolitik prägten. Anschließend analysiert die Autorin die besonderen rechtlichen und kulturellen Bedingungen, die sich in den jeweiligen Strategien der Regierungen widerspiegelten. Sie deckt sowohl die Hintergründe der Politik in beiden Ländern als auch ihnen zugrunde liegende Widersprüche auf. Sie gelangt zu dem Ergebnis, dass die Einwanderer gegenwärtig stärker nach Italien als nach Deutschland strömen. Italien sei besser in der Lage, die Menschen in ökonomischer und rechtlicher Hinsicht zu integrieren. Deutschland mache hingegen Fehler bei der Verteilung finanzieller Mittel und integriere die ausländischen Bürger zu wenig. Finotelli bietet wichtige theoretische Anregungen für eine verbesserte Integrationspolitik in Deutschland und greift damit ein äußerst aktuelles und gleichzeitig vielfach kontrovers diskutiertes Thema auf.