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Wilfried Heller (Hrsg.)

Identitäten und Imaginationen der Bevölkerung in Grenzräumen. Ostmittel- und Südosteuropa im Spannungsfeld von Regionalismus, Zentralismus, europäischem Integrationsprozess und Globalisierung

Berlin: Lit 2011 (Region – Nation – Europa 64); 299 S.; 29,90 €; ISBN 978-3-643-10757-2
Die Autorinnen und Autoren des Sammelbandes widmen sich den abstrakten Begriffen Identität und Grenzräume, anhand von Fallbeispielen aus Ost- und Südosteuropa untersuchen sie die verschiedenen wissenschaftlichen Perspektiven und gesellschaftlichen Assoziationen. Die Fallbeispiele sind nach Räumen an Staatsgrenzen und kulturellen Interferenzräumen gegliedert. Da der Begriff Grenzräume als Analysekategorie im Zuge des EU-Erweiterungsprozesses an Bedeutung gewonnen hat, plädiert der Herausgeber für eine weitere Untergliederung der Räume an Staatsgrenzen in Binnen- und Außengrenzen der EU. Dies erscheint notwendig, um die Mehrdimensionalität von Grenzräumen aufzeigen zu können. So wird in zwei Beiträgen der Grenzraum im Sinne von administrativ und physisch-materiell abgrenzbarer Raumausschnitte sowohl aus theoretischer als auch aus empirischer Perspektive untersucht. In drei weiteren Artikeln werden Grenzräume als Aktivitäts- und Aktionsräume betrachtet. Kristine Müller untersucht in diesem Kontext einen finnisch-russischen und einen polnisch-ukrainischen Grenzraum und zeigt auf, wie Identitäten zu Spielbällen und Werkzeugen instrumentalisiert werden. Dabei porträtiert sie grenzüberschreitend handelnde Akteure, die verschiedene Identitätszuschreibungen strategisch nutzen und funktional einsetzen, um erfolgreich zu sein. Ebenso erwähnenswert ist der Blickwinkel von Mathias Wagner, der über die Freiheit der Schmuggler berichtet. Er beschreibt den Grenzraum als Perzeptionsraum, der Menschen mithilfe des Schmuggels die Möglichkeit eröffnet, in der Arbeitsökonomie derselbigen zu überleben und „ihr Leben in einer gewissen Freiheit zu gestalten“ (146). Die letzten beiden Beiträge sind dem interkulturellen Interferenzraum Türkei gewidmet. Die Thematisierung der Türkei als südöstlicher Grenzraum erweitert den bisherigen Fokus auf die MOE-Staaten und ihre Nachbarländer. Jedoch enthalten die Analysen des kulturellen Raumes am Bosporus kaum neue Erkenntnisse, vielmehr verweisen sie auf die bereits vielfach diskutierte Subjektivität von Grenzräumen.
Anja Franke-Schwenk (AF)
Dr. des., wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften (Bereich Politikwissenschaft), Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.61 | 2.23 | 3.1 | 2.63 Empfohlene Zitierweise: Anja Franke-Schwenk, Rezension zu: Wilfried Heller (Hrsg.): Identitäten und Imaginationen der Bevölkerung in Grenzräumen. Berlin: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33274-identitaeten-und-imaginationen-der-bevoelkerung-in-grenzraeumen_39792, veröffentlicht am 29.09.2011. Buch-Nr.: 39792 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken