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Serdar Altay

Hegemony, Private Actors, and International Institutions: Transnational Corporations as the agents of transformation of the trade regime from GATT to the WTO

Online-Publikation 2012 (https://kobra.bibliothek.uni-kassel.de/bitstream/urn:nbn:de:hebis:34-2012081341600/3/ThesisSerdarAltay.pdf); 414 S.
Diss. Kassel; Begutachtung: V. Della Sala, C. L. Gilbert. – Serdar Altay geht zwei ineinander verwobenen Erkenntnisinteressen nach: Zum einen beschreibt er den organisatorischen Wandel des Welthandelssystems vom 1947 geschlossenen Völkerrechtsvertrag des Allgemeinen Zoll‑ und Handelsabkommens (GATT) bis hin zur Gründung der Welthandelsorganisation (WTO) 1994. Zum anderen fragt er, welchen Einfluss transnationale Konzerne auf diesen Prozess gehabt haben. Altay unterlegt seine Untersuchung mit der – in theoretischer Perspektive von Antonio Gramsci inspirierten – Vermutung einer neoliberalen Hegemonie, die – vermittelt durch die Regierung der USA sowie durch transnationale Konzerne – eine radikale Liberalisierung des Welthandels vorangetrieben habe. Basierend auf der qualitativen Auswertung von allgemein zugänglichen Quellen (Regierungserklärungen, Sitzungsprotokolle, Unternehmensverlautbarungen etc.) rekonstruiert er Auszüge eines sich über knapp fünfzig Jahre erstreckenden Diskurses. Im Ergebnis findet sich ein – wenig erstaunlicher – Befund: Der Autor sieht historische Parallelen zwischen den Aushandlungsprozessen über die Organisation des Welthandels und den jeweils vorherrschenden Wirtschaftstheorien (Keynesianismus, Neoliberalismus). Während noch bis in die 1970er‑Jahre hinein die Organisation des Welthandels vom Primat staatlicher Interventionstätigkeit geprägt war, ist diese Vorstellung in der Folge von der Idee des sich selbst optimierenden Marktes abgelöst worden. Neben den USA, die für Altay die treibende politische Kraft dieser Entwicklung gewesen sind, kommt den trans‑ und internationalen Konzernen (TNC) eine tragende Rolle zu: „This dissertation suggests that TNCs were the major social forces responsible for both the construction of the neoliberal world order and the transformation of the trade regime.“ (339) So schön sich diese Erzählung bis hierher auch liest, allzumal sie sich im Fahrwasser eines gängigen, gegenwartsdiagnostischen Krisendiskurses bewegt, so bleibt doch am Ende ein Zweifel unausgeräumt, besonders dann, wenn man nicht in Weltverschwörungstheorien abrutschen möchte: Inwiefern sind einzelne Akteure oder auch Akteursgruppen in einer mehr und mehr polyzentrischen Welt überhaupt noch in der Lage, gezielt politische Entscheidungen oder Entscheidungsbedingungen herbeizuführen, die dann in globalem Maßstab wirken? Diese Frage – um nicht missverstanden zu werden – ist kein Malus der Arbeit, sondern deren notwendige diskursive Fortsetzung.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 4.3 | 4.43 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Serdar Altay: Hegemony, Private Actors, and International Institutions: Transnational Corporations as the agents of transformation of the trade regime from GATT to the WTO 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35826-hegemony-private-actors-and-international-institutions-transnational-corporations-as-the-agents-of-transformation-of-the-trade-regime-from-gatt-to-the-wto_43498, veröffentlicht am 18.04.2013. Buch-Nr.: 43498 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken